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Zürich Wallisellen: Nach Entführung von Christoph Berger ...

Zürich Wallisellen Nach Entführung von Christoph Berger
Die Staatsanwaltschaft gibt bekannt, dass sie das Strafverfahren gegen den verstorbenen Entführer von Christoph Berger einstellt. Gleichzeitig macht sie neue Details zum spektakulären Fall in Wallisellen bekannt.
Entführer wollte 300’000 Franken von Impfchef Christoph Berger erpressen Die Staatsanwaltschaft gibt bekannt, dass sie das Strafverfahren gegen den verstorbenen Entführer von Christoph Berger einstellt. Gleichzeitig macht sie neue Details zum spektakulären Fall in Wallisellen bekannt.
Sascha Britsko
Publiziert: 20.12.2023, 10:09

Der Tatort nach der Schiesserei in Wallisellen.

Foto: PD

Ende März 2022 entführte ein damals Unbekannter im Kanton Zürich den Präsidenten der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, Christoph Berger. Diese Publikation hat als Erste darüber berichtet. Nun werden erste konkrete Details zur Entführung bekannt.

Wie die Staatsanwaltschaft in einer Medienmitteilung schreibt, konnte die Tat zweifelsfrei einem 38-jährigen in der Schweiz wohnhaften deutschen Staatsangehörigen zugeordnet werden.

Der in finanziellen Schwierigkeiten stehende Mann entführte das Opfer am Abend des 31. März 2022 und fuhr mit ihm in ein Waldstück im Raum Pfannenstiel. Dort bedrohte er Berger mit einer Waffe und forderte 300’000 Franken für die finanzielle Unterstützung seiner geschäftlichen Aktivitäten. Während der Corona-Pandemie war der Mann in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Daraufhin fuhr er mit dem Opfer zum Bahnhof Uster. Er wollte, dass Berger den Betrag vom Bancomaten abhebt. Kurz vor Mitternacht liess er das Opfer wieder gehen. Er habe sich während einer Stunde in der Gewalt des Entführers befunden, erzählte später Christoph Berger dieser Publikation.

Das Enführungsopfer: Impfchef Christoph Berger.

Das Enführungsopfer: Impfchef Christoph Berger.

Simon Glauser

Vielzahl von Schusswaffen und «mehrere Tausend Schuss Munition»

Sechs Tage danach, am Abend des 6. April 2022, kam es in Wallisellen, wo der Entführer wohnhaft war, zu seiner Verhaftung. Als der 38-Jährige in seiner BMW-7er-Limousine mit seiner 28-jährigen Freundin auf dem Beifahrersitz in die Tiefgarage einfahren möchte, griff die Polizei ein.

Während die Einsatzkräfte dabei waren, das Auto des Entführers zu umstellen, richtet dieser eine Schusswaffe gegen den Kopf seiner Freundin und drückte ab. Das Forensische Institut stellte bei der Obduktion fest, dass die Frau durch die Kugel aus der Waffe ihres Freundes gestorben ist. Der mutmassliche Entführer stirbt kurz darauf durch eine oder mehrere Polizeikugeln.

Bei der anschliessenden Hausdurchsuchung in der Wohnung des Entführers stellte die Kantonspolizei eine Vielzahl von «regelkonform erworbenen» Schusswaffen (Sturmgewehre, Pistolen, Flinten, Maschinenpistolen und Revolver) sowie mehrere Tausend Schuss Munition fest.

Das ist nicht überraschend, war der Verstobene doch ein Schusswaffen-Fan. Er trainierte regelmässig auf der Swiss Shooting Range in Spreitenbach, einem der grössten Schweizer Schiesskeller.

Der verstorbene 38-jährige Entführer wurde unter anderem der vorsätzlichen Tötung und der Freiheitsberaubung und Entführung beschuldigt. Da er während der Verhaftung verstorben ist, hat die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren gegen ihn eingestellt.

Gab es noch andere Beteiligte?

Im Zuge der Ermittlungen wurde auch überprüft, ob sich allenfalls weitere Personen an der Entführung beteiligt haben. Im Fokus dieser Abklärungen war vor allem der 34-jährige Geschäftspartner des Entführers.

Der Verdacht der Staatsanwaltschaft war, dass die Tat eine Verbindung zur Corona-Skeptiker-Szene hatte: Im Februar 2020 gründete der Entführer zusammen mit seinem Geschäftspartner ein Unternehmen im Kanton Zug. Dieser Geschäftspartner ist ein Vertreter der Flat-Earth-Verschwörungstheorie, wonach die Erde eine Scheibe ist, und hat dazu öffentlich ein ausführliches Interview gegeben. Auf seinem Facebook-Profil verbreitete der Geschäftspartner zudem Corona-Verschwörungstheorien. Auch der Entführer war im Bekanntenkreis bekannt für seine Corona-kritische Haltung.

Der 34-jährige Geschäftspartner wurde am 9. April 2022 verhaftet und kam in Untersuchungshaft. Der Tatverdacht liess sich im Rahmen der Ermittlungen jedoch nicht erhärten, weshalb der Geschäftspartner rund einen Monat nach seiner Festnahme aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.

Gemäss Medienmitteilung der Staatsanwaltschaft haben die nachfolgenden Untersuchungen bestätigt, dass weder der Geschäftspartner noch andere Personen ein «strafrechtlich relevantes Fehlverhalten im Zusammenhang mit der Entführung» trifft. Entsprechend hat die Staatsanwaltschaft auch das Strafverfahren gegen den Geschäftspartner eingestellt.

Eine Untersuchung noch hängig

Noch nicht abgeschlossen ist die Untersuchung gegen die Polizisten, die den Entführer bei der Verhaftung erschossen haben.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der vorsätzlichen Tötung gegen die Polizeibeamten. Dies übernimmt eine spezialisierte Abteilung, die für solche «internal affairs» zuständig ist. Zu schiessen ist den Polizisten nur erlaubt, wenn sie selbst oder Dritte an Leib und Leben bedroht sind, in einer Notwehr- oder Notwehrhilfesituation also.

Das diesbezügliche Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Spektakuläre Entführung
Sascha Britsko arbeitet als Reporterin bei «Das Magazin» und im Ressort Zürich Politik & Wirtschaft des «Tages-Anzeiger». Sie hat Journalismus und Organisationskommunikation an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften studiert.Mehr Infos@saschulius

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