Start zur Champions Hockey League - Eine halbe Million Euro lockt, doch der ZSC versagt
Ernüchterung zum Auftakt: Die ZSC Lions verlieren gegen IFK Helsinki 0:3. Doch die Champions League ist nach einem Jahr Coronapause wieder auf Kurs.
Simon Graf
Publiziert: 26.08.2021, 22:40Im Oktober 2020 starteten die ZSC Lions inmitten eines Meeres von maskierten Fans in die Meisterschaft, doch der Versuch mit Zuschauern dauerte nur einen Monat. In der neuen Saison gilt nun 3G: geimpft, getestet oder genesen. Und weil eine Maske nicht mehr Pflicht ist, trugen von den 1806, die zum Auftakt gegen IFK Helsinki ins Hallenstadion kamen, nur noch ein paar wenige eine Gesichtsbedeckung.
Trotzdem drehte sich zum Champions-League-Start der Zürcher lange vieles um einen Maskenmann: um ihren Goalie Ludovic Waeber. Der Freiburger, der als Nummer 1 in die Saison startet, bewahrte sein Team zwei Drittel lang vor einem Rückstand. Den Doppelschlag von Paajanen (42.) und Ahonen (43.) zu Beginn des Schlussabschnitts konnte aber auch er nicht verhindern. Und da seine Vorderleute im Angriff zu harmlos waren und im Finish noch ein Tor ins verlassene Zürcher Gehäuse fiel, resultierte ein 0:3.
Es wird schon schwierigDie Auftaktniederlage gegen die Finnen ist für die ZSC Lions bereits ein ziemliches Handicap. Denn ihre Gruppe mit IFK, dem viermaligen Champions-League-Sieger Frölunda Göteborg und dem tschechischen Mlada Boleslav gilt als die stärkste. Und die Zürcher müssten Rang 2 schaffen, also zwei Teams hinter sich lassen, um in die Achtelfinals zu kommen. Am Samstag gastiert Frölunda in Oerlikon.
Gefragt ist da vor allem eine Steigerung im Angriff, wo mit den verletzten Hollenstein und Chris Baltisberger noch zwei Topstürmer fehlen. Von den neuen ausländischen Angreifern war gegen Helsinki wenig zu sehen: Azevedo war zwar fleissig, aber unpräzise im Abschluss. Testspieler Quenneville, der sich für einen Vertrag aufdrängen möchte, nahm sich zur Spielmitte mit einer Attacke gegen den Kopf des finnischen Jungcenters Otto Salin selbst aus dem Spiel.
Das Positive ist: Immerhin wird wieder gespielt, und erst noch vor Zuschauern. Anders als im Fussball, wo die Champions League wegen der Covid-Pandemie mehrheitlich in leeren Stadien ausgespielt worden war, war die Königsklasse im Eishockey im vergangenen Winter bereits Mitte Oktober 2020 abgesagt worden. «Ich bin froh, trafen wir diese Entscheidung», sagt CEO Martin Baumann rückblickend. «Es wäre unmöglich gewesen, die Saison durchzuziehen.Es ist auch jetzt immer noch extrem komplex, einen Wettbewerb in 14 Ländern zu organisieren.»
So mussten alle Beteiligten eine Erklärung unterschreiben, in der die Rahmenbedingungen geregelt sind. Wer sich wegen eines Champions-League-Einsatzes mit Covid-19 ansteckt, kann die Liga nicht verklagen. Und wer nicht geimpft ist, muss vor jedem Spiel einen negativen Coronatest nachweisen. Der russische Impfstoff Sputnik ist übrigens nicht anerkannt.
Die milden SchweizerDie Bedingungen für die Zuschauer sind in allen Ländern, ja teilweise von Region zu Region verschieden. Eine gewisse Anzahl Publikum ist überall zugelassen, am grössten sind die Restriktionen gemäss Baumann in Schweden und Finnland. Am geringsten in der Schweiz. Doch eben: Alles kann sich wieder ändern. Weshalb Vorkehrungen getroffen wurden: Sollten in der Gruppenphase, die 16 von 32 Teams überstehen, Spiele nicht gespielt werden können, würde der Punkteschnitt zählen, sofern die Hälfte der Partien absolviert ist. Wie Spielausfälle in der K.o.-Phase aufgefangen würden, ist noch offen.
ZSC Lions - IFK Helsinki 0:3 (0:0, 0:0, 0:3)
1806 Zuschauer. – Tore: 42. Paajanen (Asten) 0:1. 43. Ahonen (Dyk) 0:2. 59. Innala (ins leere Tor) 0:3.
Bemerkungen: Die ZSC Lions ohne Hollenstein, Chris Baltisberger, Riedi und Morant (alle verletzt), mit Backman von den GCK Lions.
Auch diese Saison ist also ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. «Aber für unser Produkt und fürs Eishockey generell wäre es fatal gewesen, nochmals ein Jahr auszusetzen», hält Baumann fest. Vor allem, was das Zuschauerinteresse betrifft. Finanziell steht die Liga sieben Jahre nach ihrer Premiere auf einem soliden Fundament. Die 1,4 Millionen Franken Verlust in der ausgefallenen Coronasaison waren zu verdauen. Der Vertrag mit Vermarkter Infront wurde vor zwei Jahren bis 2028 verlängert.
In diesem Winter schüttet die CHL über 3,31 Millionen Euro Preisgeld aus, so viel wie noch nie. Der Sieger kann fast eine halbe Million einspielen. Das wäre selbst für die ZSC Lions viel mehr als nur ein willkommener Zustupf. Doch um an dieses Geld zu kommen, müssten sie sich gewaltig steigern.
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