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„Lehre aus Ukraine-Krieg“: Schweden will seine Kampfjets wie im ...

Lehre aus UkraineKrieg Schweden will seine Kampfjets wie im
Die nordischen Länder ziehen Konsequenzen aus dem Ukraine-Krieg – auch das Militär. In Schweden feiert ein Konzept aus dem Kalten Krieg ein Revival.
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Stand: 10.03.2024, 05:09 Uhr

Von: Florian Naumann

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Die nordischen Länder ziehen Konsequenzen aus dem Ukraine-Krieg – auch das Militär. In Schweden feiert ein Konzept aus dem Kalten Krieg ein Revival.

Luleå – Über Jahrzehnte wollte Schweden militärisch neutral bleiben – nun steht der Eintritt in die Nato unmittelbar bevor. Der Ukraine-Krieg lässt das Land an vielen Stellen umdenken: Freiwillige Militärdienste florieren, Zivilschutzminister Carl Oskar Bohlin rief die Bürger eindringlich zu Kriegsvorkehrungen auf.

Betroffen ist aber auch das Berufsmilitär. Die schwedische Luftwaffe will zum Schutz der eigenen Flotte verstärkt auf ein Konzept aus dem Kalten Krieg zurückgreifen, wie der Chef der nordschwedischen Fliegerbasis Luleå, Peter Greberg, nun dem norwegischen Blatt Verdens Gang (VG) erklärte. Finnland hält es bereits ähnlich, beim langjährigen Nato-Mitglied Norwegen stoßen die Pläne auf großes Interesse – und offenbar auch bei der Nato generell.

Kampfjets schützen wie im „Kalten Krieg“: Schwedens Militär reagiert auf Sorgen vor Putin

Der Kern der Idee: Kampfjets und Militärflugzeuge sollen möglichst nicht nur konzentriert auf wenigen zentralen Stützpunkten für ihre Einsätze bereitstehen. „Wir können unsere Kampfflieger auf kleine Basen mit kurzen Rollbahnen verteilen“, sagte Greberg. „Das ist ein Konzept, das die Nato nicht verwendet hat, aber das die Allianz näher studieren wird“, betonte er – aktuell läuft in den skandinavischen Ländern das Manöver „Nordic Response 2024“. Es ist Teil der Großübung „Steadfast Defender“.

Ein schwedischer JAS 39 Gripen wird in Luleå beim Nato-Manöver „Nordic Response“ für den Flug vorbereitet.
Ein schwedischer JAS 39 Gripen wird in Luleå beim Nato-Manöver „Nordic Response“ für den Flug vorbereitet. © IMAGO/Anders Wiklund/TT

Auch die Nato verstehe: Wenn man eine größere Zahl Kampfflugzeuge über längere Zeit stationiere, steige das Risiko für einen Angriff, erläuterte der Chef der „Flugflottille F21“. „Das ist eine Lehre aus dem Ukraine-Krieg.“ Sowohl Russland als auch die Ukraine vermelden regelmäßig Angriffe auf „Truppen-“ oder „Materialkonzentrationen“ als größere Erfolge im überwiegend zähen Stellungskrieg.

„Bas 90“ – Schwedens Kampfjet-Verteilungssystem aus dem Kalten Krieg

Schon seit den 1950er-Jahren arbeitete Schweden mit dem Konzept einer optionalen Aufteilung seiner Militär-Flugzeuge in Kriegszeiten auf viele kleinere Stützpunkte, sogenannte Krigsflygbaser – es firmierte unter dem Namen „Bas 60“. Ein Update bekam es später mit „Bas 90“: mit „Backup“-Startbahnen und verbesserten Kommunikationsmitteln. Mit dem Ende des Kalten Krieges kam das Programm schrittweise zum Erliegen.

Das schwedische Militär schreibt auf seiner Homepage von „rund 50“ militärischen Flugbasen, viele davon allerdings außer Betrieb, vielerorts seien die Spuren der Nutzung „verblichen“. „Vägbaser“, für Starts und Landungen nutzbare Straßenabschnitte, gebe seit den „Bas 60“-Plänen an vielen Orten im Land – auf der Insel Gotland seien sie vor allem Vorkehrung für eine mögliche „Luftbrücke“ bei einer Bedrohung aus der Sowjetunion gewesen. Die letzte „Vägbas“ in Schweden sei noch im Jahr 1994 fertiggestellt worden.

Neu ist der Gedanke gleichwohl nicht. Laut Greberg habe Schwedens Luftwaffe zu Zeiten des Kalten Krieges über mehrere hundert solcher Mini-Basen verfügt, schreibt VG. „Davon sind wir noch weit entfernt“, räumte der Militär ein. Man baue aber wieder Kapazitäten auf. Während des aktuellen Manövers sollen etwa auch zivile Flugplätze diesem Zweck dienen. Auf Sicht solle es neben von Flugabwehr und mit bombensicheren Hangars geschützten Flugbasen auch die Möglichkeit geben, Jets nahe kleineren Rollfeldern zu „verstecken“.

Kampfjets auf Landstraßen: Norwegen und Finnland testeten Konzept schon – unweit von Russlands Grenze

„Wir können von Schweden und Finnland viel über Verteilungskonzepte lernen“, sagte indes Eivind Byre, Sprecher der norwegischen Luftverteidigung. Zugleich entwickle man eigene Pläne. Neben Flugplätzen im gesamten nordischen Raum könne man auch taugliche Straßen nutzen.

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Vorgesehen ist auch eine enge Kooperation der Luftwaffen aus Norwegen, Schweden und Finnland – mit dem Nato-Beitritt von Stockholm werden alle drei Staaten künftig Partner in der Allianz sein. Finnland, Großbritannien und Norwegen hatten schon im September Starts, Landungen und Tankvorgänge auf einer Landstraße in Zentralfinnland trainiert; mit potenziell atomwaffenfähigen F-35-A-Kampfjets, gute 200 Kilometer Luftlinie von Russlands Grenze entfernt.

Tatsächlich scheint sich die Wahrnehmung des Militärs und militärische und hybride Bedrohungen in Europas hohem Norden bereits massiv verändert zu haben. „Politiker und hohe Militärs in Schweden und Norwegen machen sehr deutlich, dass eine Verwicklung in einen Krieg nicht mehr abstrakt ist“, sagte der in Norwegen forschende Sicherheits-Experte Tobias Etzold zuletzt IPPEN.MEDIA. (fn)

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