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Sommerinterviews auf ARD und ZDF: Kanzlerduell mit ...

Sommerinterviews auf ARD und ZDF Kanzlerduell mit
In zwei Sommerinterviews sorgen der aktuelle und der womöglich nächste Kanzler für Überraschungen. Olaf Scholz übt zarte Selbstkritik und Friedrich Merz schont die Ampel.

Wenn die Programmplaner der Öffentlich-Rechtlichen diese Dramaturgie vorgeben, dann kann man sich dem schwer entziehen: Da sitzen also am Sonntagnachmittag beinahe zeitgleich die beiden Männer bei ARD und ZDF vor der Kamera, die sich jeweils selbst, nach allem, was man hört, für den geeigneten (und wahrscheinlichen) nächsten Bundeskanzler halten. Es ist das Fernduell via Sommerinterview zwischen Friedrich Merz und Olaf Scholz. 

Wobei es inzwischen einiges an Fantasie braucht, sich ein Szenario vorzustellen, in dem der Amtsinhaber weiterhin Scholz heißt. Seine SPD hat eben bei der EU-Wahl das schlechteste deutschlandweite Ergebnis in ihrer ruhmreichen Geschichte eingefahren. Die drei Ampelparteien bringen zusammen genommen nur noch etwa so viele Prozente zusammen wie die Union, während Scholz‘ Koalition weiter von Krise zu Krise taumelt; ob sie noch mal die Kraft aufbringt, einen Haushalt für das kommende Jahr aufzustellen, darf man mindestens anzweifeln. Und selbst im direkten Vergleich liegt Oppositionsführer Merz in einer Umfrage neuerdings vor dem Kanzler.

In der ARD findet Scholz: Die SPD werde gerade "in diesen Zeiten mit den Herausforderungen angesichts all der vielen Krisen gebraucht". Mit Blick auf die Stimmung in seiner Partei, die langsam, aber sicher zu kippen droht, behauptet er: "Wir gehen gemeinsam nach vorn – übrigens auch in die nächste Bundestagswahl, um sie zu gewinnen."

Merz' neue Strategie: Ich – oder die AfD

Gewinnen, das hat er wirklich gesagt. Und damit ist Scholz schon mittendrin in dem Dilemma, das ihn durch seine Kanzlerschaft begleitet: Man kann sich in solchen Zeiten dazu entscheiden, die miese Stimmung (im Land, der Wirtschaft, der Koalition, der Partei) zu benennen – das wäre ehrlich. Das birgt aber immer die Gefahr, diese Laune dadurch erst recht zu verstärken. Wie soll denn die Crew bei der Stange bleiben, wenn selbst der Kapitän die Sache für aussichtslos hält. Deshalb weigert sich Scholz seit bald drei Jahren sehr konsequent, so zu verfahren.

CDU und SPD

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Nur: Wenn man charismatisch eher schlecht bestückt ist, so wie Scholz, dann verpuffen solche Durchhalteparolen schnell. Oder, schlimmer noch, es drängt sich die Frage auf: In welcher Welt lebt der Kanzler eigentlich?

© Lea Dohle

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Diese Frage an Friedrich Merz gerichtet wäre schnell beantwortet: im Sauerland. Und zwar durch und durch (dass sich daraus blinde Flecke ergeben, wird im Gespräch deutlich). Während das Kanzlerinterview in der ARD mit Blick auf den Reichstag stattfindet, besucht das ZDF Merz in dessen Heimat.

Ob’s an der vertrauten Umgebung liegt, oder daran, dass es noch im Bauch kribbelt, weil Merz diese Wochen die Schallmauer durchbrochen hat – nicht als Politikmetapher, sondern in echt an Bord eines Eurofighters der Bundeswehr –, die Laune beim CDU-Chef ist jedenfalls gelöst.

Er muss kurz seinen Patzer erklären, der ihm aus besagter Sauerland-Blindheit unterlief: Das Bündnis Sahra Wagenknecht hatte er als Koalitionspartner ausgeschlossen – was im tiefen Westen problemlos möglich ist, aber seine Partei bei den Landtagswahlen im Osten vor existenzielle Probleme stellen würde. Merz, seine Partei, und speziell die Ost-Landesverbände haben sich inzwischen darauf verständigt, einfach so zu tun, als hätte Merz gesagt, es gehe ihm dabei stets nur um die Bundesebene.

Ansonsten rattert er souverän durch die Themen: Schuldenbremse, Ukraine-Hilfen. Bemerkenswert ist in diesem Sommerinterview etwas anderes. Er scheint zu ahnen, dass mehr als der Inhalt für ihn und seine CDU inzwischen ein ganz banales Funktionsargument spricht.

Die übliche Suada auf die Ampel spart er sich weitgehend. Die CDU ist nach allem Ermessen inzwischen die beste – und vor allem in weiten Teilen die einzige – Hoffnung, die das Land im Kampf gegen die AfD noch hat. Merz wendet sich deshalb direkt an die Wählerinnen und Wähler von SPD, Grünen und FDP, er könne "nur bitten, jetzt in dieser Situation die CDU zu wählen." Seine Partei könne auch im Osten auf den ersten Platz kommen, sollten sich die Parteien der Mitte hinter der CDU versammeln. "Eine andere Option gibt es nicht."

So einfach wird es ihm Scholz natürlich nicht machen. Er konstatiert zwar auch, dass die "Parteien, die nicht die AfD sind, die Mehreren sind".  Entscheidend wird sein, ob die SPD in dieser Mehrheit wirklich noch mal einen Führungsanspruch anmelden kann. Oder doch eher die Union.

Ansätze von Selbstkritik bei Scholz

Scholz verspricht zwar, weiterhin die Ukraine zu unterstützen. Das Bürgergeld will er treffsicherer machen. Den Wohnungsmarkt ankurbeln ("Das ist ja jetzt kein Lego-Baukasten") – und bis Juli einen Haushalt aufstellen. Kommt die SPD mit alledem noch mal aus dem Quark? Man müsste es ihr fast wünschen, wiewohl das Unterfangen zunehmend aussichtslos wirkt.

Denn im politischen Vor- und Umfeld von SPD (und Grünen) sind die Dissonanzen inzwischen kaum mehr zu überbrücken – führen dazu, dass beide Parteien inzwischen mit dem Oppositionsführer mehr gemein haben als mit weiten Teilen des eigenen Lagers in und vor allem außerhalb der Parlamente. Das kann nicht gut gehen, denn so ein Fundament braucht ein Kanzler einer linken Partei in einer linksliberalen Koalition.

Ein Teil der Linken, Linkspartei und BSW, wirft sich vor dem Kreml in den Staub, der andere vor den Barbaren der Hamas. Weshalb die Übrigen im vernunftbegabten und staatstragenden Drittel der Linken – der Kanzler, sein Vize und die Außenministerin seien hier ausdrücklich mitgemeint – doch sehr oft sehr einsam dastehen. Und gleichzeitig ko-blamiert von all dem Stuss, der unter ihrem Banner so verbreitet wird.

Immerhin – nicht nur bei Merz, auch bei Scholz hält eine Neuigkeit Einzug im Sommerinterview: Der Kanzler zeigt, ja, doch wirklich, Ansätze von Selbstkritik. "Es hat ein paar Entscheidungen gegeben, die drüber waren", sagt er mit Blick auf die Coronakrise. Etwa die extensiven Schulschließungen oder Aufenthaltsverbote im Freien: "Das, glaube ich, hätte nicht sein müssen." Eine Zeitenwende markiert das noch nicht, aber eine Scholz-Wende kann man da raushören.

Wenn die Programmplaner der Öffentlich-Rechtlichen diese Dramaturgie vorgeben, dann kann man sich dem schwer entziehen: Da sitzen also am Sonntagnachmittag beinahe zeitgleich die beiden Männer bei ARD und ZDF vor der Kamera, die sich jeweils selbst, nach allem, was man hört, für den geeigneten (und wahrscheinlichen) nächsten Bundeskanzler halten. Es ist das Fernduell via Sommerinterview zwischen Friedrich Merz und Olaf Scholz. 

Wobei es inzwischen einiges an Fantasie braucht, sich ein Szenario vorzustellen, in dem der Amtsinhaber weiterhin Scholz heißt. Seine SPD hat eben bei der EU-Wahl das schlechteste deutschlandweite Ergebnis in ihrer ruhmreichen Geschichte eingefahren. Die drei Ampelparteien bringen zusammen genommen nur noch etwa so viele Prozente zusammen wie die Union, während Scholz‘ Koalition weiter von Krise zu Krise taumelt; ob sie noch mal die Kraft aufbringt, einen Haushalt für das kommende Jahr aufzustellen, darf man mindestens anzweifeln. Und selbst im direkten Vergleich liegt Oppositionsführer Merz in einer Umfrage neuerdings vor dem Kanzler.

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