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Zeitumstellung: Warum scheitert die Abschaffung? – Eine Übersicht

Zeitumstellung Warum scheitert die Abschaffung  Eine Übersicht
In der EU ist die Abschaffung der Zeitumstellung eigentlich schon beschlossene Sache. Warum klappt es trotzdem nicht? Und wie sieht es in der Schweiz aus?

In der EU ist die Abschaffung der Zeitumstellung eigentlich beschlossene Sache. Warum wird sie trotzdem nicht umgesetzt? Und wie sieht die Situation in der Schweiz aus? Eine Übersicht.

Die Zeitumstellung ist in Teilen der Bevölkerung unbeliebt. Warum wurde sie noch nicht abgeschafft?

Die Zeitumstellung ist in Teilen der Bevölkerung unbeliebt. Warum wurde sie noch nicht abgeschafft?

Christoph Hardt / Imago

In der Nacht auf den 31. März ist es wieder so weit: Wir stellen die Uhr auf Sommerzeit um, also von 2 auf 3 Uhr vor. Uns fehlt am Sonntag eine Stunde Schlaf, dafür ist es am Abend eine Stunde länger hell.

Obwohl viele Menschen deswegen vorübergehend mit gesundheitlichen Problemen kämpfen, halten die meisten Länder am System fest. Die Diskussion über Sinn und Unsinn der Zeitumstellung dauert allerdings seit Jahren an.

Die Idee einer Zeitumstellung während des Sommerhalbjahres wurde bereits im 18. Jahrhundert vereinzelt diskutiert, allerdings vor allem unter Forschern und Wissenschaftern. Erst während des Ersten Weltkrieges wurde die Sommerzeit eingeführt. Die kriegführenden Parteien hofften, das Tageslicht in Landwirtschaft und Rüstungsindustrie besser nutzen zu können und Energie zu sparen.

Nach dem Krieg wurde die Massnahme wieder abgeschafft, während des Zweiten Weltkriegs wurde sie aber wieder Tatsache. Auch in der Schweiz wurde die Zeitumstellung in den Jahren 1941 und 1942 als Kriegsmassnahme eingeführt. Mit der Ölkrise in den 1970er Jahren rückte die Zeitumstellung erneut in den Fokus. In Deutschland, Österreich sowie anderen europäischen Ländern wurde sie definitiv eingeführt.

In der Schweiz erteilte das Volk der Einführung per Referendum jedoch eine Absage. Die Schweiz wurde zur Zeitinsel, in der die Uhren ein halbes Jahr lang anders tickten als in den Nachbarländern. Das führte vor allem im Bahnverkehr zu Problemen. 1981 wurde die Zeitumstellung schliesslich auch in der Schweiz eingeführt.

Die Umstellung auf die Sommerzeit wurde eingeführt, um Energie zu sparen. Die Überlegung war, dass man weniger Strom für die Beleuchtung braucht, wenn es eine Stunde länger hell ist.

Ob sich dadurch Energie sparen lässt, ist laut neueren Untersuchungen jedoch umstritten. Zwar werde im Sommer durchaus weniger Energie für Licht verbraucht, so der Tenor, gleichzeitig werde im Frühling und Herbst in den Morgenstunden mehr geheizt.

Die Zeitumstellung hat Auswirkungen auf den Biorhythmus des Menschen. Studien zeigen, dass bei vielen in den ersten Tagen nach der Umstellung verstärkt Probleme auftreten – vor allem beim Wechsel auf die Sommerzeit im März. Die Auswirkungen sind sehr individuell. Bei Personen mit Schlafstörungen macht sich der Wechsel besonders bemerkbar.

Bei Tieren kann die Zeitumstellung ebenfalls zu Verwirrung führen, wenn sie im Alltag in Kontakt mit Menschen stehen. Milchkühe etwa sollten immer zu selben Zeit gemolken und gefüttert werden. Daher passen die Betriebe die Melkzeit schon vor der Umstellung nach und nach an den neuen Rhythmus an.

Auch auf Wildtiere wie Rehe und Füchse hat die Umstellung Auswirkungen. Mit der Zeitumstellung findet der Berufsverkehr plötzlich in der Dämmerung statt, was zu einem Anstieg der Unfälle mit Wildtieren führt.

2018 führte die EU-Kommission eine Umfrage zur Zeitumstellung durch. 84 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer stimmten für die Abschaffung. Daraufhin legte die EU-Kommission einen entsprechenden Gesetzesentwurf vor, dem auch das EU-Parlament zustimmte. Per Ende 2021 sollte die Zeitumstellung abgeschafft werden.

Warum wird in der EU dennoch weiterhin an der Uhr gedreht? Die Mitgliedsländer der EU sind sich nicht einig, welche Zeit in Zukunft gelten soll: Die als Normalzeit geltende Winterzeit oder die Sommerzeit. Würde in der gesamten EU das ganze Jahr die Sommerzeit gelten, wäre es ganz im Westen des Kontinents bis kurz vor 10 Uhr dunkel. Würde die Winterzeit gelten, wäre es im Sommer im Osten bereits um 3 Uhr hell. Einige EU-Länder wollen die Zeitumstellung zudem gar nicht abschaffen.

Die EU strebt eine einheitliche Umsetzung an und will einen Flickenteppich aus unterschiedlichen Zeiten vermeiden. Das würde Hindernisse für Wirtschaft, Verkehr und den grenzüberschreitenden Alltag bedeuten. Das letzte Wort haben die 27 Mitgliedsländer. Doch die dafür zuständigen Verkehrsminister haben sich im Europäischen Rat zuletzt 2019 mit dem Thema befasst. Wann es eine Einigung geben könnte, ist fraglich.

Auch in der Schweiz gibt die Zeitumstellung immer wieder zu reden. Eine Initiative zur Abschaffung scheiterte vor vier Jahren jedoch bereits im Sammelstadium.

Einen Alleingang ohne EU wird es in der Schweiz kaum geben. Wie der Bundesrat in einer Stellungnahme zu einer entsprechenden Motion festhält, wolle man vermeiden, dass die Schweiz erneut zu einer Zeitinsel werde. Das habe damals zu erheblichen Nachteilen für die Schweizer Wirtschaft geführt.

Würde die EU eine Abschaffung beschliessen, wäre hingegen naheliegend, dass die Schweiz diese ebenfalls vollziehen würde.

In den Vereinigten Staaten ist ein Vorhaben zur Abschaffung der Zeitumstellung jüngst ebenfalls gescheitert. Ein entsprechendes Gesetz, das 2022 vom Senat angenommen wurde, kam nicht durch das Repräsentantenhaus. Ein erneuter Anlauf ist derzeit in Beratung. In zwei Gliedstaaten, Arizona und Hawaii, gibt es bereits heute keine Zeitumstellung mehr.

In Kanada verzichten gewisse Regionen auf eine Umstellung, gleiches gilt für Mexiko. Auch in Australien gibt es in einigen Gliedstaaten keine Umstellung.

In den meisten Ländern wird nicht an der Uhr gedreht

Gibt es im Land eine Zeitumstellung?

Weltweit gesehen sind die Länder, die eine Zeitumstellung haben, klar in der Minderheit. In Afrika kennt nur Ägypten eine Sommerzeit, in Südamerika stellen einzig Chile und Paraguay die Zeit um. Auf dem asiatischen Kontinent kennt ausser Israel und Libanon kein Staat eine Zeitumstellung. In Europa verzichten Russland und Weissrussland auf eine Sommerzeit. Dasselbe gilt für Island.

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