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Neuer DSDS-Juror Toby Gad: Dieter Bohlen kenne ich nicht

Neuer DSDSJuror Toby Gad Dieter Bohlen kenne ich nicht
Toby Gad feiert mit DSDS TV-Premiere als Jury-Mitglied. Mit welchen bekannten Popstars hat er bereits zusammengearbeitet? Wie steht er eigentlich zu Dieter Bohlen? Die AZ hat beim gebürtigen Münchner nachgefragt.

Mit Spannung wird die neue Staffel DSDS erwartet, die am Samstag (22. Januar) auf RTL startet. Nach knapp 20 Jahren wird es das erste Mal sein, dass nicht Dieter Bohlen auf dem Chefsessel Platz nimmt. Stattdessen übernimmt Florian Silbereisen das Zepter.

Toby Gad sitzt mit Florian Silbereisen und Ilse DeLange in der DSDS-Jury

Der Schlagerkönig ist allerdings nicht alleine: Es werden zwei weitere DSDS-Newcomer die neuen Talente beurteilen. Neben Sängerin Ilse DeLange ist auch Musikproduzent Toby Gad dabei. Er hat bereits mit internationalen Superstars wie Madonna, Beyoncé und Demi Lovato zusammen gearbeitet. Mit Sängerin Fergie produzierte er den Megahit "Big Girls Don't Cry" und mit John Legend "All of me".

In den USA hat Toby Gad mehr als 18 Millionen Platten verkauft und ist mit zahlreichen Platinschallplatten ausgezeichnet. Privat ist es eher ruhig um ihn. Seit 2004 ist er mit seiner Ehefrau Li verheiratet, das Paar hat zwei gemeinsame Töchter. Mit der AZ hat Toby Gad über seine harten Anfangsjahre in New York, seine Arbeit mit Pop-Queen Beyoncé und seinen neuen Job bei DSDS gesprochen.

Herr Gad, Sie haben es von München zu einem der weltweit erfolgreichsten Musikproduzenten geschafft. Können Sie diesen Erfolg fassen?In meiner Branche gibt es so viele Absagen und so viel geht schief oder funktioniert nicht. Ich habe tausende von Songs geschrieben. Als meine Karriere auf dem Höhepunkt war, war es brutal. Aber auch in dieser Zeit wurden viele Songs abgelehnt. Selbst wenn man ganz oben an der Nahrungskette der Musikbranche ist, gibt es sehr viele Absagen. Deshalb war der Erfolg immer ein Kampf.

Mit Fergie arbeitet Toby Gad an dem Welthit Mit Fergie arbeitet Toby Gad an dem Welthit
Mit Fergie arbeitet Toby Gad an dem Welthit "Big Girls Don't Cry". © privat
Toby Gad stammt aus München: "Mir geht in L.A. das Radlfahren ab"

Ist es denn nicht frustrierend, wenn man so viele Lieder schreibt und es wird nur ein kleiner Teil erfolgreich?Es ist sehr frustrierend. Man muss wirklich eine ganz dicke Haut haben und die Freude im Schreiben finden. Man sollte nicht denken, man sei nur glücklich, wenn der Song ein Hit wird, denn dann ist man nie glücklich.

Sie sind in München aufgewachsen. Vermissen Sie ihre alte Heimat? Was fehlt Ihnen besonders in Los Angeles?Ich war ja seit 21 Jahren nicht mehr so richtig in München, nur mal für zwei oder drei Tage auf Zwischenstopp, um meinen Vater zu sehen. Ich habe dort eine ganze Generation verpasst. Was ich aber so in Erinnerung habe von München ist die Blade Night. Das war super, da war ich jedes Mal dabei. Was mir aber am allermeisten abgeht ist die Tatsache, dass man in München alles mit dem Fahrrad erreichen kann. Man braucht kein Auto im Gegensatz zu Los Angeles. Als ich L.A. zum ersten Mal gesehen habe, fand ich die zahlreichen Parkplätze und Autobahnen scheußlich. Als Fußgänger fühlt man sich da als Bürger zweiter Klasse. 

Wie sehen eigentlich L.A.-Bewohner München? Kennt man dort unsere schöne Landeshauptstadt?Das Oktoberfest und die Biergärten sind natürlich weltberühmt, dafür kennt man München auch hier. Das war es allerdings auch schon. Viele Amerikaner haben die USA nie verlassen und besitzen nicht mal einen Pass. Für viele ist Amerika die ganze Welt, was ja auch ein problematisches Weltbild hervorruft.

DSDS-Juror Toby Gad hat mit Madonna und Beyoncé gearbeitet

Beyoncé, John Legend, Demi Lovato, Fergie, Madonna – die Liste ihrer musikalischen Partner liest sich wie das Who-is-who der größten Popstars unserer Zeit. Wer ist der oder die Berühmteste in ihrem Telefonbuch?Madonna ist schon die Berühmteste, weil sie seit Generationen populär ist. Beyoncé war die Nummer zwei, ihre Nummer habe ich aber leider nicht. Und natürlich John Legend. Er ist schließlich nicht nur als Musiker bekannt, sondern auch als TV-Juror, Filmproduzent und politischer Aktivist.

John Legend zählt zu den guten Freunden von Toby Gad.John Legend zählt zu den guten Freunden von Toby Gad.
John Legend zählt zu den guten Freunden von Toby Gad. © privat

Wie kann man sich die Arbeit mit internationalen Musikgrößen vorstellen? Muss man mit vielen Starallüren fertig werden?Meistens haben Stars ein sehr großes Ego, in ihren Köpfen geht es oft nur um sie selbst. Bei Beyoncé wurde ich jedoch überrascht. Wir hatten mal für eine Stunde ein ganz tolles Gespräch, wo sie sehr viel über mich wissen wollte und sehr einfühlsam war. Und Madonna ist sowieso über diese Starallüren hinweg. Bei anderen muss man etwas feinfühlig sein, aber auch mal seine Meinung sagen können. Die haben eh ihre Ja-Sager um sich rum.

Vor acht Jahren hatte Toby Gad bereits ein DSDS-Angebot

Als Songwriter und Produzent führt man eher ein Schattendasein hinter den bekannten Popstars. Warum suchen Sie jetzt die Öffentlichkeit mit ihrem Buch "All of me" und ihrem TV-Job bei DSDS?Ich habe ja schon mit Simon Cowell bei X-Factor und mit Jimmy Iovine bei American Idol zusammen gearbeitet und war von diesen Talentshows schon immer sehr fasziniert. Mit den Finalisten von American Idol habe ich dann auch eigene Platten gemacht und wollte in der Jury sein. Seit acht Jahren bin ich im Gespräch mit der UFA. Damals wurde ich gefragt, ob ich bei DSDS dabei sein wolle. Es hat leider nicht geklappt. Mitte letzten Jahres wurde ich erneut angerufen, und dann war ich dabei. Zeitgleich hatte ich mir gedacht, es wäre ein guter Moment, mal zurückzublicken und habe angefangen zu schreiben. Nach den ersten zehn Seiten kam eine E-Mail vom riva Verlag, dass sie mit mir ein Buch machen wollen.

Mit Mit
Mit "All of me" hat Toby Gad seine Biografie niedergeschrieben. © riva Verlag

In "All of me" beschreiben Sie Ihre berufliche und persönliche Reise von München in die USA. Ist Ihr Weg an die Spitze der Charts als typisch-amerikanische Heldenreise verlaufen?Da gab es nichts Überraschendes, es war einfach harte Arbeit. Heute könnte ich das nicht mehr machen. Ich habe noch nie so hart gearbeitet wie die ersten Jahre in New York, da war ich 31 Jahre alt. Am Anfang, die ersten drei Jahre, habe ich gar kein Geld verdient, es gab nur Absagen. Es geht halt nicht schnell. Wenn ich mal ein Lied schreibe, das ich sehr gerne mag, dann fühle ich mich erfolgreich.

Anfang der 2000er Jahre in New York: Diese Zeit war für Toby Gad aufregend, aber auch sehr hart.Anfang der 2000er Jahre in New York: Diese Zeit war für Toby Gad aufregend, aber auch sehr hart.
Anfang der 2000er Jahre in New York: Diese Zeit war für Toby Gad aufregend, aber auch sehr hart. © privat

In Ihrem Buch schreiben Sie auch über sehr private Abschnitte, wie die Enttäuschung über die eigene Mutter. Wie schwer war es, diese persönlichen Erfahrungen mit der Öffentlichkeit zu teilen?Der Part mit meiner Mutter war schon schwer. Aber diese Zeit hat mich so geprägt und deshalb fand ich es wichtig, darüber zu schreiben. Ich bin nun mal ein Resultat der antiautoritären Hippie-Erziehung jener Zeit.

Toby Gad mit Vater, Mutter und Bruder.Toby Gad mit Vater, Mutter und Bruder.
Toby Gad mit Vater, Mutter und Bruder. © privat

Wie ist das Verhältnis zu Ihrer Mutter heute?Meine Mutter ist im fortgeschrittenen Stadium einer Parkinson- und Alzheimer-Erkrankung. Deshalb ist es im Moment sehr anders. Aber die letzten 20 Jahre war das Verhältnis zu ihr wie zu einer Tante. Sie hat mich öfters besucht und es war schön, sie zu sehen, aber ich habe keine Muttergefühle zu ihr.

Wenn Ihre Töchter eine Karriere im Musik-Business anstreben wollten, würden sie das eher unterstützen oder ihnen abraten?Ich habe beiden meiner Kinder schwerstens davon abgeraten von der Branche, weil einfach so viel Enttäuschung dabei ist. Meine 23-jährige Tochter macht heute keine Musik. Sie hat zwar davon geträumt, hatte aber nicht das Talent. Meine Zwölfjährige hat jedoch jahrelang selbst Musik gemacht und mir das nie gezeigt. Bei einer Geburtstagsparty ist sie dann aber auf die Bühne und hat ein Lied von mir gesungen. Das war überraschend gut, denn bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass sie singt. Sie ist ein Megatalent. Wenn man Kindern davon abrät und sie machen es trotzdem, dann haben sie vielleicht dieses Durchhaltevermögen und den Willen, es zu schaffen.

Toby Gad über DSDS-Urgestein Dieter Bohlen: "Ich kenne ihn nicht"

Am Samstag startet die 19. Staffel DSDS. Worauf können sich die Fans und Zuschauer freuen?Es ist eine sehr nette und lustige Show. Wir lachen die ganze Zeit. Ilse DeLange, Florian Silbereisen und ich sind wie Geschwister, die ständig nur Witze machen. Wir alle haben hart in der Musikbranche gearbeitet, hatten unsere Erfolge und sind inzwischen ein bisschen darüber hinweg. Florian definiert sich ja nicht mehr als Performance-Künstler, er ist mittlerweile schon so viel mehr. Wir wollen gute Künstler sehen und den Talenten wichtige Sachen mit auf den Weg geben. 

Jury-Kollege Florian Silbereisen hat vorab erklärt, dass er einen Shitstorm erwarte. Hatten Sie Bedenken, in die Fußstapfen von Dieter Bohlen zu treten? Immerhin war er seit Beginn der Show das Gesicht von DSDS.Das Lustige ist, dass ich ja seit 21 Jahren nicht mehr in Deutschland bin. Deshalb weiß ich überhaupt nicht, wovon die Leute reden. Ich habe nie so eine Show gesehen, ich kenne ihn [Dieter Bohlen, d.R.] auch nicht. Ich weiß nur, dass er früher, als ich noch mit Frank Farian gearbeitet habe, mit Modern Talking erfolgreich war. Mehr weiß ich nicht. 

Dieter Bohlen war ja bekannt dafür, den Kandidaten schonungslos seine Meinung zu sagen. Wie ist Ihre Herangehensweise? Eher vorsichtig nett oder brutal ehrlich, auch wenn es verletzend sein könnte?Ich versuche konstruktiv zu sein und so professionell wie möglich mit dem Talent umzugehen. Das mache ich schon mein ganzes Leben. Es ist ehrlich, ich versuche niemanden zu verletzen und will meine beste Meinung abgeben.

Wird man Sie in Zukunft auch weiterhin im TV sehen? Geht DSDS für Sie weiter? Sind neue Projekte geplant?Ich würde DSDS gerne für viele Jahre machen. Mir macht das wahnsinnig viel Spaß. Andere Formate? Das muss man mal sehen, ich hätte Lust darauf.

Zum Abschluss: Mit welchem Künstler, tot oder lebendig, würden Sie unbedingt zusammenarbeiten wollen?Das ist eine gute Frage. Mit Jimmy Iovine hatte ich mal einen Hit für Nicole Scherzinger produziert, der hieß "Don’t hold your breathe". Als dieses Lied fertig aufgenommen wurde, hat Jimmy zu mir gesagt: 'Wenn Michael Jackson noch gelebt hätte, wäre das sein nächster Hit geworden.' Das wäre mein größter Traum gewesen, mit Michael Jackson zu arbeiten. Er war einer der besten Performer, egal was um ihn herum geschehen ist. Wenn man einfach nur auf die Performance schaut, war er schon der Wahnsinn.

"All of me" (riva Verlag) von Toby Gad erscheint am 25. Januar 2022.

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