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Tamedia-Stellenabbau: 290 Jobs sind weg, Druckereien schliessen

TamediaStellenabbau 290 Jobs sind weg Druckereien schliessen
Das Zürcher Medienhaus konzentriert sich auf seine vier stärksten Medientitel.

Das Zürcher Medienhaus konzentriert sich auf seine vier stärksten Medientitel.

Tamedia treibt die Digitalisierung voran. Im Geschäft mit den gedruckten Zeitungen baut der Konzern stark ab.

Tamedia treibt die Digitalisierung voran. Im Geschäft mit den gedruckten Zeitungen baut der Konzern stark ab.

Arnd Wiegmann / Reuters

Die Unruhe in den Tamedia-Redaktionen war schon in den letzten Tagen gross, befürchtet wurde ein «Sparhammer» oder ein «Kahlschlag». Nun ist klar: Das Medienhaus, das unter anderem den «Tages-Anzeiger», den «Bund» oder die «Basler Zeitung» herausgibt, wird stark abbauen. Das Zürcher Medienhaus streicht insgesamt 290 Stellen, schliesst zwei von drei Druckereien und konzentriert sich auf seine vier stärksten Medientitel.

Betroffen sind die Druckzentren in Lausanne und in Zürich, die bereits im März 2025 beziehungsweise Ende 2026 schliessen sollen. Der Standort Bern soll ausgebaut werden, um den eigenen Titeln sowie den externen Kunden – zu denen auch die NZZ gehört – «langfristige Produktionssicherheit» zu bieten.

Was «langfristig» heisst, bleibt offen. Anfang Jahr berichtete die «NZZ am Sonntag», gestützt auf interne Dokumente, dass Tamedia die Druckerei-Immobilien zum Verkauf anbiete. In den Papieren hiess es, dass alle Standorte schliessen würden, der letzte 2032. Durch die Schliessung der beiden Druckereien werden laut Tamedia 200 Vollzeitstellen abgebaut.

Neue Reichweiten-Strategie

Zu grundlegenden Änderungen kommt es auch bei den Medientiteln von Tamedia. Die beiden Angebote «# 12 App» und «Verkehrsmonitor» werden eingestellt. Um die Reichweite erhöhen zu können, setzt das Medienunternehmen künftig auf die vier stärksten Marken: «Tages-Anzeiger», «BZ Berner Zeitung», «Basler Zeitung» und «24 heures». Die beiden Traditionstitel «Bund» und «Tribune de Genève» sollen ihren eigenen digitalen Auftritt behalten. Tamedia-Titel mit weniger Reichweite (darunter die Zürcher und Berner Regionalzeitungen wie «Landbote», «Zürichsee-Zeitung» oder «Thuner Tagblatt») sollen «digital mit unterschiedlichen Konzepten in die vier grossen Plattformen integriert werden».

Konkret bedeutet das für die Leserinnen und Leser von «Zürichsee-Zeitung» oder «Thuner Tagblatt», dass sie regionale Inhalte künftig als Menu unter www.tagesanzeiger.ch oder www.bernerzeitung.ch finden werden. Am Printangebot soll sich hingegen nichts ändern. Auf Papier bleiben auch kleine Titel wie der «Sihltaler» bestehen. Das dürfte zum einen mit der indirekten Presseförderung des Bundes zu tun haben, zum andern mit der Tatsache, dass auch bei Tamedia die Printprodukte noch mehr Geld abwerfen als die digitalen.

Auch der Umbau bei den Redaktionen ist mit einem Personalabbau verbunden. Betroffen sind – unter Vorbehalt des Ergebnisses des gesetzlich vorgeschriebenen Konsultationsverfahrens – 90 Vollzeitstellen. Auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Redaktionen sollen die Kündigungen mit Sozialplänen oder Frühpensionierungen abgefedert werden.

Der «Tages-Anzeiger» bleibt das Flaggschiff von Tamedia.

Gaëtan Bally / Keystone

Parallel zu der Umstrukturierung bei den Druckereien und den Redaktionen stellt sich Tamedia im Bereich der Werbevermarktung neu auf. Unter dem Namen Tamedia Advertising werden ab Anfang 2025 auch die Teams von Goldbach Premium Publishing integriert. Der Mutterkonzern hatte die Vermarkterin Goldbach Group 2018 übernommen.

Überraschend kommt der radikale Umbau bei Tamedia nicht. Das Verlagshaus hatte bereits im vergangenen Herbst einen Stellenabbau angekündigt. In der Westschweiz war der Abbau von 28 Stellen verkündet worden, in der Deutschschweiz traf es 20 Stellen. Der Stellenabbau war Teil eines Sparpakets von insgesamt 6 Millionen Franken.

«Digitale Transformation beschleunigen»

Die neue Strategie wurde unter der Medienmanagerin Jessica Peppel-Schulz entwickelt. Die gebürtige Hamburgerin ist seit Herbst 2023 CEO von Tamedia. Ziel der Umstrukturierung ist es, die digitale Transformation zu beschleunigen, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Dafür sollen neue Stellen für Spezialisten geschaffen werden. Die Marge bei Tamedia liegt derzeit bei 2, 6 Prozent. Wie an internen Informationen bekanntwurde, soll das Ziel bei 8 bis 10 Prozent liegen.

Für die Umsetzung der neuen Strategie hat Tamedia das Management neu aufgestellt. Neben Peppel-Schulz besteht die Chefetage aus dem publizistischen Leiter Simon Bärtschi, Marc Isler, der neu die Bereiche Consumer Business und Advertising verantwortet, Patrick Rexroth (Chief Digital Officer) und Franz Bürgi (Chief Information Officer).

Tamedia ist ein Unternehmen der TX Group. Bei ihm sind die Bezahlmedien vereinigt. Die Gratismedien um «20 Minuten» bilden eine eigene Einheit. Die TX Group, zu der auch Marktplätze wie Jobs, Riccardo, Homegate oder Scout24 gehören, steigerte ihren Umsatz 2023 um 6,2 Prozent auf 982,5 Millionen Franken. Das Wachstum geht hauptsächlich auf die Übernahme des Aussenwerbeunternehmens Clear Channel Schweiz zurück. Organisch ging der Gruppenumsatz hingegen leicht um 1,9 Prozent zurück.

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