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Swift-Ausschluss Russlands: Darum geht es

SwiftAusschluss Russlands Darum geht es
Nun also doch: Russland wird wegen des Angriffs auf die Ukraine weitgehend vom internationalen Zahlungsdienstleistungssystem Swift ausgeschlossen. Worum geht es bei Swift? Wie werden die Finanzmärkte auf die Sanktion reagieren? Hier die Antworten.

Die westlichen Regierungen haben das mutmaßlich schärfste Schwert bei den Sanktionen gegen Russland gezogen: All die russischen Banken, die bereits von der internationalen Gemeinschaft sanktioniert sind, werden vom internationalen Zahlungsdienstleistungssystem Swift ausgeschlossen, wie die deutsche Regierung mitteilte. Soweit erforderlich, sollen weitere russische Banken dazukommen. Dabei hatten zuvor noch zahlreiche Politiker vor diesem Schritt gewarnt mit dem Hinweis darauf, dass darunter auch Deutschland leiden würde. Was bedeutet nun der Ausschluss von Swift? Was sind die Konsequenzen? Hier kurz erklärt.

Was genau ist Swift?

Swift ist der Zahlungsstandard, wenn es über Ländergrenzen geht. Jeder Bankkunde kommt damit in Berührung, zum Beispiel auf den Plastikkarten. Dort steht außer der Karten- und der Kontonummer mit dem IBAN-Code auch der Bank Identifier Code, kurz BIC. Diese Buchstabenkombination ist die Swift-Adresse.

Wann kommt Swift ins Spiel?

Grundsätzlich laufen alle grenzübergreifenden Kontozahlungen über Swift. Bei einer Überweisung ist der Swift-Code einzugeben. Beim BIC, dem Bank Identifier Code, handelt es sich um eine von der Swift festgelegte international gültige Bankleitzahl. Da der BIC von der Swift vergeben wird, bezeichnet man ihn oftmals auch als Swift-Code. Für den Überweisenden ist damit sichergestellt, dass die Bank Teil eines weltweiten Netzwerks ist und dass es sich hier um eine seriöse Adresse handelt.

Was ist die Organisation "Swift"?

Swift ist das Kürzel für "Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication". Es handelt sich dabei um eine private Genossenschaft mit Sitz in Belgien. Sie wurde 1973 von Banken gegründet, um den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zu vereinfachen. Mittlerweile sind mehr als 11.000 Teilnehmer aus über 200 Ländern beigetreten. Zu ihnen zählen neben Banken auch Händler von Rohstoffen, Wertpapieren und Edelmetallen und größere Unternehmen.

Nach Angaben von Swift sind im Jahr 2021 jeden Tag im Schnitt rund 20 Millionen Zahlungen über das System gelaufen.

Iran: Durch Ausschluss von Swift zu Verhandlungen gezwungen

Um im Zuge der Atomprogramm-Sanktionen mehr Druck auf den Iran auszuüben, wurde das Land 2012 als erster Staat überhaupt aus dem Zahlungssystem Swift ausgeschlossen. Die Folge: Irans Außenhandel brach daraufhin ein. Zahlungsaustausch mit dem Iran konnte fast nur noch durch Transfer von Bargeld über Grenzen erfolgen. Einigen Experten zufolge wurde durch den Ausschluss des Irans von Swift die dortige Wirtschaft so stark geschädigt, dass es die iranische Regierung damals an den Verhandlungstisch gezwungen hat.

Iran-Ausschluss als Vorbild für Russland-Sanktion?

Bei Russland gibt es Zweifel, ob der Swift-Ausschluss das Land genauso hart treffen wird wie den Iran. Mit seinen unmittelbaren Nachbarstaaten hat Russland das Zahlungsnetzwerk SPFS entwickelt, um dort die Zahlungen sicher zu stellen. Im Handel mit China könnte Russland auf das chinesische System CIPS zurückgreifen.

Inwieweit schadet sich Deutschland selbst mit dem Swift-Ausschluss Russlands?

Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) wies noch am Donnerstagabend auf die nicht absehbaren Konsequenzen für Deutschland hin, wenn Russland aus dem Swift-System ausgeschlossen wird: "Wir können die Rohstoffe, zum Beispiel das Gas, nicht mehr bezahlen", sagte er bei einem Online-Treffen des Regensburger Presseclubs. Die Frage ist dann, ob Russland weiter seinen Öl- und Gaslieferverträgen mit Deutschland nachkommen wird.

Neben Füracker weisen auch Experten aus der Finanzbranche darauf hin, dass vielen deutschen Unternehmen jetzt Zahlungsausfälle drohen. Laut Allianz-Berater und Vorsitzender von Gramercy Fund Management, Mohamed El-Erian, führt ein Swift-Ausschluss Russlands unweigerlich zu Rückwirkungen auf die Weltwirtschaft. Es sei wahrscheinlich, dass es bei russischen Firmen zu Zahlungsrückständen gegenüber westlichen Unternehmen und Gläubigern komme werde, so El-Erian.

Wie werden die Finanzmärkte reagieren?

Anleger bereiten sich Marktbeobachtern zufolge auf weitere heftige Kursausschläge vor nach der Ankündigung verschärfter Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland. Der leitende Marktanalyst bei Oanda, Edward Moya, sagte, viele Händler seien überzeugt gewesen, dass die USA und Europa keine harte Haltung zeigen würden. "Diese Aktion wird wirklich schwer zu verdauen sein, und sie wird viele Anleger beunruhigen. Ein Großteil des Kursaufschwungs, den wir in der zweiten Hälfte der vergangenen Woche gesehen haben, wird auf die Probe gestellt werden", sagte Moya.

Der Ölpreis war am Donnerstag erstmals seit siebeneinhalb Jahren über die Marke von 100 Dollar gesprungen. Gleichzeitig war Gold so teuer wie seit 18 Monaten nicht mehr. Die Aktienkurse brachen am Donnerstag stark ein, konnten sich am Freitag aber wieder erholen.

Rubel-Wechselkurs festgelegt wie in Sowjet-Zeiten?

Heftige Turbulenzen dürfte es auch beim russischen Rubel geben. Der Ausschluss aus Swift "bedeutet, dass es am Montag zu einer Katastrophe auf dem russischen Devisenmarkt kommen wird", sagte der ehemalige stellvertretende Vorsitzende der russischen Zentralbank Sergei Aleksashenko. "Ich denke, sie werden den Handel einstellen und dann den Wechselkurs künstlich festlegen, wie zu Zeiten der Sowjetunion."

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