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Superbowl 2024 in Las Vegas: Die Chiefs adeln sich zur Dynastie

Superbowl 2024 in Las Vegas Die Chiefs adeln sich zur Dynastie
Die Kansas City Chiefs bezwingen San Francisco 25:22 nach Verlängerung und holen zum dritten Mal in fünf Jahren die Superbowl. Auf der Tribüne jubelt die Pop-Queen mit.

Die Chiefs siegen spektakulär – und Taylor Swift feiert

Die Kansas City Chiefs bezwingen San Francisco 25:22 nach Verlängerung und holen zum dritten Mal in fünf Jahren die Superbowl. Auf der Tribüne jubelt die Pop-Queen mit.

Publiziert heute um 06:58 Uhr

Die Entscheidung: Mecole Hardman fängt in der Verlängerung einen Pass von Patrick Mahomes zum 25:22-Endstand.

Video: ESPN

Wenn eine Mannschaft mehrere Meisterschaften in einer bestimmten Periode gewinnt, spricht man im amerikanischen Profisport in der Regel von einer «Dynastie». Im American Football, wo mehrere kurz aufeinander folgende Superbowl-Gewinne in der National Football League als Kriterium für diesen Terminus fungieren, durften sich bislang die Green Bay Packers der 1960er-Jahre, die Pittsburgh Steelers in den 1970ern, die San Francisco 49ers in den 1980ern und die Dallas Cowboys in den 1990ern als solche bezeichnen. Die New England Patriots dominierten gleich beide ersten Dekaden des neuen Jahrtausends mit je drei Superbowls. Seit den frühen Montag-Morgenstunden mitteleuropäischer Zeit kennt die NFL eine neue Dynastie: die Kansas City Chiefs.

Die Franchise aus Missouri gewann in der Nacht von Sonntag auf Montag die 58. Ausgabe der Superbowl und die Neuauflage des Finals von 2020 gegen die San Francisco 49ers mit 25:22 nach Verlängerung. Geführt hatten die Chiefs während der ganzen Partie fast zu keinem Zeitpunkt – und doch konnte Club-Besitzer Clark Hunt um Punkt 5 Uhr Schweizer Zeit die Vince Lombardy Trophy von Liga-Boss Roger Goodell entgegennehmen. Es war der vierte Meistertitel für die Chiefs in ihrer Clubgeschichte nach 1970, 2020 und 2023. Die 49ers hingegen müssen weiterhin auf ihren ersten Triumph seit 29 Jahren warten.

Zum ersten Mal überhaupt fand das wichtigste Spiel im US-Sport in Las Vegas statt. Amerika ist das Land der Superlative, und die «Entertainment City» offenbarte sich bereits während der Woche als wohl spektakulärster Austragungsort, den die Superbowl je gesehen hat. So konnte es gar nicht anders kommen, als dass auch die Partie selbst den hohen Erwartungen gerecht wurde. Ohne Zweifel boten die beiden besten Teams der Liga ein Finalspiel, das als eines der besten in die Geschichte des Sports eingehen wird. Und es war nach 2017 erst das zweite überhaupt, das noch nicht in den regulären 60 Spielminuten entschieden werden konnte.

Erneut auf dem Football-Thron angekommen: Patrick Mahomes mit der Vince Lombardi Trophy. Es ist bereits sein dritter Superbowl-Triumph.

Erneut auf dem Football-Thron angekommen: Patrick Mahomes mit der Vince Lombardi Trophy. Es ist bereits sein dritter Superbowl-Triumph.

Foto: Ashley Landis (AP)

«VIVAAAAAA, LAS VEGAS!!!» brüllt Travis Kelce, prominentester Angreifer der Chiefs, nach dem Spiel ins Mikrofon, in Anlehnung an den gleichnamigen Song von Elvis Presley, die Trophäe in den Händen haltend. Schnell wird klar, das Singen liegt ihm nicht, muss es auch nicht. Dafür ist ja seine noch prominentere Freundin zuständig, die neben ihm auf dem Podium steht: Pop-Ikone Taylor Swift. 

Viel zu jubeln gab es für die Chiefs während des Spiels jedoch lange nicht. In der Offensive kam das Ensemble um Star-Quarterback Patrick Mahomes zunächst überhaupt nicht in Fahrt, biss sich die Zähne an der stark aufspielenden Abwehrreihe der 49ers aus. Glücklicherweise jedoch konnte auch der Meister – wie schon die ganze Saison über – auf seine Verteidigung zählen, die gleich im ersten Angriff einen Ballverlust von Star-Läufer Christian McCaffrey erzwang. Bei eigenem Ballbesitz lief jedoch weiter lange nicht viel, das erste Viertel blieb ohne Punkte für beide Teams.

Kelce attackiert seinen Coach

Bei Kelce machte sich bald Frustration breit, im ersten Durchgang fing er gerade mal einen Ball für einen Yard Raumgewinn. Als ihn sein Trainer Andy Reid zwischenzeitlich vom Feld nahm, brüllte Kelce seinen Coach an, wurde ihm gegenüber sogar leicht handgreiflich – ein absolutes No-go. Mahomes verweilte mit leerem Blick auf der Bank, Swift musste sich das Geschehen schöntrinken, wurde von der Kamera eingefangen, wie sie ein ganzes Getränk – mutmasslich Bier – auf einmal hinunterstürzte und den Becher anschliessend auf den Tisch knallte. 

Die Chiefs-Defense liess sich derweil von der mangelnden Produktivität ihrer Vorderleute nicht beirren, erledigte ihren Job weiterhin souverän und liess in Halbzeit eins nur einen Touchdown zu – in einem sogenannten Trick Play warf der eigentlich fürs Bällefangen zuständige Jauan Jennings den Ball auf McCaffrey. Es war das Highlight einer vorläufig ansonsten punktearmen Partie. Mit dem Spielstand von 10:3 für San Francisco ging das Spiel in die Pause, in der R&B-Superstar Usher mit Gastauftritten von Alishia Keys, Will.I.Am, Lil Jon und Ludacris das Allegiant Stadium zum Leuchten und die 61’000 Zuschauer vor Ort zum Beben brachte.

Die zweite Hälfte war zunächst lange das Ebenbild der ersten. Es war kein schlechtes Spiel, im Gegenteil, doch Punkte blieben weiter Mangelware, da beide Abwehrreihen weiter auf Weltklasseniveau performten. So kam es, dass es nicht ein Offensivspieler der Chiefs oder der 49ers war, der die meisten Yards auf dem Feld erlaufen konnte, sondern ein Flitzer, der von den Sicherheitskräften derart souverän getackelt wurde, als könnten diese selbst Football-Profis sein – alles natürlich abseits der TV-Kameras.

Mahomes leistete sich im dritten Viertel Fehler, die man so von ihm nicht kennt. Frei stehende Spieler verfehlte er mit seinen Pässen, einen Wurfversuch auf Kelce setzte er zu hoch an, San Franciscos Ji’Ayir Brown fing den Ball ab – wodurch ihm eine sogenannte Interception gelang. 

Die 49ers konnten jedoch auch daraus nicht Kapital schlagen, auch in den folgenden Angriffen nicht. Bei den Chiefs sah es ähnlich aus, lediglich ein langes Field Goal von Kicker Harrison Butker verkürzte den Vorsprung der Niners auf vier Punkte. So war es ein Fehler der Kalifornier, der dem Champion zu seiner ersten Führung im Spiel verhalf. Returner McCloud konnte einen Punt der Chiefs nicht abfangen, Kansas City sicherte den Ball, und Mahomes fand Empfänger Marquez Valdes-Scantling unmittelbar darauf in der Endzone, es stand 13:10 für die Chiefs.  

Die 49ers um Quarterback Brock Purdy, der seine erste Superbowl spielte, konnten nun nicht mehr verwalten, sondern mussten ihrerseits in den Angriffsmodus schalten. Und sie taten dies mit Erfolg. Einen langen Drive über das Feld schloss abermals Jennings mit einem Touchdown ab, dieses Mal war der Mann mit den rot gefärbten Haaren, der sonst eher zweite Wahl im Passsystem der 49ers ist, nicht Werfer, sondern Empfänger. 

Mahomes läuft spät zu Höchstform auf

Da der anschliessende Extrapunkt von Kicker Jake Moody geblockt wurde, blieb es beim 3-Punkte-Vorsprung für San Francisco. Diesen wusste Kansas City erneut auszugleichen, da Mahomes die Beine einfach selbst in die Hand nahm, wenn die eigenen Läufer an der defensiven Linie der Niners hängen blieben. Zudem konnte der Quarterback auch Kelce endlich vermehrt in Szene setzen.

Nach einem weiteren Field Goal für San Francisco blieb Mahomes nur ein Angriff, um das Spiel noch in die Verlängerung zu retten. Der 28-Jährige tat dies mit Bravour, Trainer Andy Reid fand mehr und mehr die Spielzüge, die Lücken in San Franciscos Passverteidigung offenbarten. Mahomes brachte Butker Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit in Schussposition, mit seinem vierten Field Goal rettete der Kicker Kansas City in die Verlängerung. 

Nachdem die 49ers den Münzwurf gewonnen hatten, entschieden sie sich in dieser, zuerst den Ball zu übernehmen. Mit einem Touchdown der Kalifornier hätte Kansas City ebenfalls einen erzielen müssen, um die Verlängerung in eine zweite Runde zu schicken. Diese Regel existiert erst seit zwei Jahren und wurde zum ersten Mal überhaupt in einem NFL-Spiel angewendet. Zuvor war das Spiel nach dem ersten Touchdown in der Verlängerung automatisch vorbei.

Doch San Francisco kam erneut nicht über ein Field Goal hinaus. Und so kam Mahomes ein letztes Mal an den Ball, im Wissen, dass ein Vorstoss in die Endzone den Sieg für seine Mannschaft bedeuten würde. Und Mahomes erfüllte seine Aufgabe im Stile eines Champions. Er führte die Chiefs übers Feld wie einst Tom Brady in der Verlängerung gegen Atlanta vor sieben Jahren und warf drei Sekunden vor Ende den entscheidenden Touchdown auf Mecole Hardman.

Die Chiefs sind erneut im Olymp des Footballs angekommen, sind das erste Team seit den New England Patriots 2005, das seinen Titel erfolgreich verteidigen konnte, und bleiben das Mass aller Dinge im Football. «Dass wir unsere Erfolge derzeit so bestätigen können, passt sicherlich nicht allen», sagte Mahomes, der zum dritten Mal zum Superbowl-MVP, dem wertvollsten Spieler des Spiels, gewählt wurde. «Doch wir geniessen das natürlich unglaublich.» Zudem blickte der Superstar bereits auf das, was kommt: «Ich werde tun, was immer ich kann, nächstes Jahr wieder in diesem Spiel zu stehen und den dritten Titel in Folge anzustreben.» Auch Kelce verkündete, dass er mit 34 Jahren noch nicht ans Aufhören denke und auch nächstes Jahr wieder angreifen wolle.

Denn es ist im Sport halt so: «Wenn man die Meisterschaft gewonnen hat, gibt es die Paraden, man bekommt die Ringe, und dann ist man nicht mehr der Champion. Man muss mit der gleichen Mentalität zurückkommen», weiss Mahomes. Drei Superbowls in Folge konnte noch keine Franchise für sich entscheiden. Doch wenn ein Team dazu in der Lage ist, dann sind es diese Chiefs.

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