Aufregerthemen Schliessen

Die nächste Chance für den Außenseiter

Die nächste Chance für den Außenseiter
Die Bengals sind die große Überraschung in einer NFL-Saison voll knisternder Spannung. Nach mageren Jahren ist der Titel endlich wieder in greifbarer Nähe.

Bei den Cincinnati Bengals waren seit der Gründung vor 55 Jahren mal gerade zwei Männer für den sportlichen Erfolg verantwortlich: ihr Eigentümer Paul Brown, der in den ersten zehn Jahren auch als Cheftrainer amtierte. Und sein Sohn Mike, der seit dessen Tod 1991 als Chefmanager über das Wohl und Wehe der Franchise entscheidet. Die Bilanz des Erben sieht allerdings mehr als mager aus. Die Mannschaft erreichte so gut wie nie die Play-offs. Und wenn, dann schied sie sofort aus – eine Zeitspanne an Erfolglosigkeit, für die es im amerikanischen Profi-Football keine Parallele gibt. Denn hier werden schlechte Klubs konstant durch Regelmechanismen wie Nachwuchs-Draft und Salary Cap protegiert, um sie wettbewerbsfähig zu halten und nach oben zu bringen.

Kein Wunder, dass der inzwischen 86-Jährige am Sonntag den Augenblick genoss, als er den Pokal entgegennahm, den der Gewinner des Halbfinals der National Football League nach alter Väter Sitte erhält. „Dies ist ein stolzer, stolzer Augenblick für die Bengals“, sagte Brown. „Ich muss unsere Spieler loben. Und unsere Trainer. Sie waren in dieser Saison überragend.“

Tatsächlich ist diese Saison noch nicht zu Ende. Mit ihrem schwer erkämpften 27:24-Auswärtssieg nach Verlängerung über die favorisierten Kansas City Chiefs qualifizierte sich das Team um Quarterback Joe Burrow für den Super Bowl am 13. Februar und könnte dort das Kunststück fertigbringen, zum ersten Mal den Titel der National Football League (NFL) zu holen. Die Chance dazu hatten die Bengals zwar schon zweimal, ehe der Sohn den Laden übernahm – 1982 und 1989. Doch beide Male verloren sie gegen die San Francisco 49ers.

Eine mögliche Neuauflage wurde am Sonntag von den Los Angeles Rams verhindert, die sich nicht minder knapp 20:17 über die 49ers durchsetzen konnten. Dafür sorgte der Sieg für einen andere Kuriosität: Das Spiel findet in dem erst vor zwei Jahren eröffneten Stadion der Rams statt, das schon vor einiger Zeit von der NFL als Austragungsort für die 56. Auflage des Saisonhöhepunkts ausgewählt worden war. Dass ein Team im Super Bowl in der eigenen Arena antritt, ist eine absolute Rarität und war vor einem Jahr in Tampa zum allerersten Mal passiert, als die Buccaneers 31:9 die Kansas City Chiefs bezwangen.

Das Finale rundet eine Saison ab, in der es noch nie so viele Play-off-Begegnungen gab, die bis zu den Schlusssekunden knisternde Spannung produzierten. Und die gleichzeitig das Verfahren in Frage stellte, bei dem der Wurf einer Münze darüber entscheidet, welches Team in der Verlängerung als Erstes den Ball erhält. Eine Art Lotterie, die den Ausgang der Sudden-Death-Verlängerung beeinflusst. Vor einer Woche profitierten die Kansas City Chiefs gegen die Buffalo Bills von dieser Praxis und schienen am Sonntag abermals auf dieselbe Weise begünstigt, als sie als Erste in der Overtime den Football erhielten.

Mahomes patzt in der Verlängerung

Doch diesmal kamen die Würfe des sonst so sicheren Quarterbacks Patrick Mahomes auf seine Vorderleute nicht an. Versuch Nummer drei war besonders folgenschwer. Der Ball wurde abgefälscht und landete in den Armen von Bengals-Verteidiger Vonn Bell. So erhielt Cincinnati die Chance, im Gegenzug zu punkten. Das besorgte ihr nervenstarker Kicker Evan McPherson mit einem Field Goal, der sein Team vor einer Woche kurz vor Schluss gegen die Tennessee Titans in die nächste Runde geschossen hatte.

So wie die Bengals, die zur Halbzeit 3:21 scheinbar aussichtslos zurücklagen, mussten auch die Los Angeles Rams gegen die 49ers einen deutlichen Rückstand aufholen. Denn San Francisco lag nach dem dritten Viertel 17:7 in Führung. Doch der Mannschaft fehlte die Fortüne, um die von Quarterback Matthew Stafford im letzten Spielabschnitt dirigierten Angriffszüge standzuhalten, und die Energie, um bei Ballbesitz irgendwelche Punkte zu erzielen.

Wissen war nie wertvoller

Lesen Sie jetzt F+ 30 Tage kostenlos und erhalten Sie Zugriff auf alle Artikel auf FAZ.NET.

JETZT F+ LESEN

Auch Stafford gehört zu den Figuren, für die Football-Fans ähnlich wie den Bengals vor diesem Super Bowl besondere Sympathien entgegenbringen. Die Rams hatten den hochtalentierten Spielgestalter vor Beginn der Saison im Rahmen eines Spielertauschs aus einer unglückseligen Situation bei den Detroit Lions befreit. In seinen zwölf Jahren dort harkte er mehr Niederlagen als Siege zusammen, was eindeutig nicht an ihm lag. „Es ist ein Segen, wenn man so lange in dieser Liga spielen kann“, sagte er nach dem Spiel. „Aber ich bin wirklich glücklich über diese Chance. Nicht nur für mich selbst, sondern auch für so viele Jungs in der Umkleidekabine, die das ebenfalls verdient haben: die Gelegenheit, rauszugehen und ein weiteres Spiel zu gewinnen.“

Ähnliche Shots
  • Who do you think is gonna win the Super Bowl Shorts
Nachrichtenarchiv
  • Evelyn Burdecki
    Evelyn Burdecki
    Fiese Lästerattacke in RTL-Show gegen Burdecki: "Wenn Evelyn in den Anzug passt"
    16 Jan 2022
    6
  • Paris
    Paris
    Nach Attentat in Paris: Angreifer bekennt sich zum "Islamischen Staat"
    3 Dez 2023
    21
  • SpaceX
    SpaceX
    SpaceX : les images du décollage d'une fusée vers la Lune
    15 der Tage zurück
    37
  • Maine
    Maine
    Tuerie aux Etats-Unis: Dans le Maine, la police aux trousses du ...
    26 Okt 2023
    5
Die meist populären Shots dieser Woche