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Riesenüberraschung der Nationalbank – SNB hebt Leitzins deutlich an | Jetzt spricht Thomas Jordan

Riesenüberraschung der Nationalbank  SNB hebt Leitzins deutlich an  Jetzt spricht Thomas Jordan
Damit hat kaum jemand gerechnet: Die Schweizerische Nationalbank macht beim Leitzins einen kräftigen Schritt nach oben. Derzeit erklären die Spitzen der SNB ihre Überlegungen.

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SNB hebt Leitzins deutlich an | Jetzt spricht Thomas Jordan

Damit hat kaum jemand gerechnet: Die Schweizerische Nationalbank macht beim Leitzins einen kräftigen Schritt nach oben. Derzeit erklären die Spitzen der SNB ihre Überlegungen.

Matthias ChapmanHolger Alich
UPDATE FOLGT
Das Wichtigste in Kürze

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt überraschend den Leitzins deutlich an. Die Notenbank erhöht den sogenannten SNB-Leitzins um 0,50 Prozentpunkte auf -0,25 Prozent. Damit wollen die Währungshüter dem inflationären Druck entgegenwirken, erklärte die SNB am Donnerstag. Es sei weiter nicht auszuschliessen, dass in absehbarer Zukunft weitere Zinserhöhungen nötig werden. Die straffere Geldpolitik soll verhindern, dass die Inflation in der Schweiz breiter auf Waren und Dienstleistungen übergreift.

Die Medienkonferenz

Seit 10 Uhr erklärt SNB-Präsident Thomas Jordan den kräftigen Zinsschritt (siehe Video oben). Wir berichten hier live:

10 Uhr: «Wir haben uns für eine Zinserhöhung von einem halben Prozentpunkt entschieden, weil es inzwischen Anzeichen dafür gibt, dass die Inflation auch auf Waren und Dienstleistungen übergreift, die nicht direkt vom Krieg in der Ukraine und den Pandemiefolgen betroffen sind», sagt Jordan an der Pressekonferenz. «Im heutigen Umfeld werden Preiserhöhungen rascher weitergegeben und auch einfacher akzeptiert, als dies noch bis vor kurzem der Fall war. Es besteht die Gefahr, dass sich Zweitrundeneffekte verfestigen, wenn die Inflation längere Zeit oberhalb von zwei Prozent liegt», so der Notenbanker weiter. «Mit der heutigen Zinserhöhung wollen wir dem gestiegenen inflationären Druck entgegenwirken.»

10:10 Uhr: Eine Neubeurteilung nahm die SNB auch beim Frankenkurs vor. Galt dieser bis dato als «hoch bewertet», sieht das Jordan nun nicht mehr so – im Gegenteil. «Der Franken hat sich trotz höherer Inflation im Auslandand handelsgewichtet abgewertet. So wurde Inflation aus dem Ausland verstärkt in die Schweiz importiert», so der SNB-Präsident.

10:12 Uhr: Trotz der massiv gesteigerten Leitzinsen erhöhte die SNB ihre Inflationsprognose: Im März war die Notenbank noch von einer Jahresteuerung in 2022 von 2,1 Prozent ausgegangen. Nun – mit einem höheren Leitzins von minus 0,25 Prozent – erwartet die Notenbank eine Inflationsrate in diesem Jahr von 2,8 Prozent.

10:25 Uhr:Erste Frage von Reuters. Ob die SNB einen Alleingang gegenüber der EZB wagt? Thomas Jordan betont, dass die SNB ihre eigene Lagebeurteilung vornimmt, auch mit der Zinserhöhung bleibe die erwartete Inflation mit 2,1 Prozent über dem Zielwert. Zur möglichen Höhe weiterer Zinserhöhungen macht er keine Angaben.

10:30 Uhr: Zwei Fragen der Handelszeitung.1.) Zu den Devisenmarktinterventionen. Der Franken sei nicht mehr überbewertet, warum diese Betonung?2.) Frage zu den Zweitrundeneffekte: Hat die SNB hierzu bereits Daten?Zur zweiten Frage: «Die Inflation der Schweiz ist im internationalen Vergleich immer noch recht tief», Preistreiber seien die Energiepreise, aber auch «in der Breite gibt es mehr Preisanpassungen», so die Ausführungen der SNB-Spitze. Daher «sind die Risiken für Zweitrundeneffekte gestiegen» und darum erhöhe die SNB die Zinsen.

10:35 Uhr: Weitere Frage.Sind die Kosten der Zinswende jetzt tiefer, als wenn die SNB später die Zinsen erhöht hätte?«Die grössten Kosten entstehen, wenn die Inflation ausser Kontrolle geraten ist und eine restriktive Geldpolitik für längere Zeit gefahren werden muss.» Allerdings gebe es Unsicherheiten, wie sich die Risiken weiter entwickeln, dennoch habe sich die SNB zur Straffung entschlossen. Die Weltwirtschaft würde wegen des Krieges und der Lage in China geschwächt und das mache die Ausgangslage für alle Notenbank schwierig.

10:40 Uhr: Frage zum Frankenkurs von Tamedia. Muss die SNB nicht mehr intervenieren, weil die Zinsen nun stärker steigen als in der Eurozone?Thomas Jordan argumentiert, dass die SNB nicht nur den nominalen Wechselkurs anschaut, sondern auch die unterschiedlichen Inflationsraten. Der Frankenkurs sei inflationsbereinigt nicht mehr zu hoch bewertet. Und damit hatte die SNB quasi Luft, die Zinsen zu erhöhen, um die steigende Inflation in der Schweiz einzudämmen. Sollte der Franken aber zu stark aufwerten, sei die SNB weiterhin bereit, am Devisenmarkt zu intervenieren. Zum ersten Mal sagt Jordan aber auch, dass die Notenbank Devisen verkaufen könnte, sollte sich der Frankenkurs zu stark abwerten.

10:50 Uhr: Frage der Republik. Würde der Franken steigen, könnte die SNB die importierte Inflation bekämpfen. Dazu könnte die Notenbank auch einfach Devisen verkaufen. Warum keine Devisenverkäufe statt Zinserhöhung?Dazu Thomas Jordan: «Wir halten uns hier alle Optionen offen.» Die SNB habe immer betont, sobald es die Situation erlaube, die Negativzinsen abzuschaffen, denn diese hätten Nebenwirkungen.

Rückblick: Erster Zinsschritt seit sieben Jahren

Damit hat die SNB erstmals seit fünfzehn Jahren die Zinsschraube wieder etwas angezogen. Im Januar 2015 hatte sie den Leitzins gleichzeitig mit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses auf das rekordtiefe Niveau von -0,75 Prozent gesenkt.

Negativzinsen hatte die SNB am 18. Dezember 2014 eingeführt, indem sie Guthaben auf ihren Girokonten, die einen bestimmten Freibetrag überstiegen, mit einem Zins in Höhe von -0,25 Prozent belastete.

Reaktion der Märkte: Börse auf Talfahrt – Franken steigt

Mit einer unerwarteten Zinserhöhung hat die SNB die Marktteilnehmer an der Schweizer Börse am Donnerstag auf dem falschen Fuss erwischt. Der Leitindex SMI reagierte mit einem markanten Taucher, dagegen ist der Franken deutlich erstarkt.

Die SNB habe nicht nur unerwartet an der Zinsschraube gedreht, sie habe dies auch viel stärker getan, als auch nur im entferntesten hätte erwartet werden können, sagte ein Händler. Der SMI büsst daher auch kräftig Terrain ein. Um 9.45 Uhr notierte das wichtigste Kursbarometer um 2,34 Prozent tiefer auf 10'530,28 Punkten, im bisherigen Tagestief waren es 10'478 Zählern. Das ist so tief wie seit Dezember 2020 nicht mehr.

Der Schweizer Börsenindex SMI gibt nach der SNB-Ankündigung deutlich nach.

Der Schweizer Börsenindex SMI gibt nach der SNB-Ankündigung deutlich nach.

Besonders unter Druck standen dabei die Aktien von Partners Group (-4,2%) sowie die Wachstumstitel Straumann (-4,8%), Sonova (-4,1%) und Lonza (-3,5%). Mit Abschlägen von ein bis zwei Prozent schlagen sich die eher defensiven Nestlé, Kühne+Nagel, Swisscom, Novartis und Roche noch am besten.

Der Euro ist zum Franken auf 1,0206 gerutscht, kurzzeitig war er gar unter 1,02 Franken gefallen. Ein Dollar wurde zu 0,9826 Franken ebenfalls deutlich tiefer gehandelt.

Der Euro verlor innert Minuten gegenüber dem Franken deutlich an Wert.

Der Euro verlor innert Minuten gegenüber dem Franken deutlich an Wert.

Riesiger Devisenberg: SNB bringt erstmals Devisen-Verkäufe ins Spiel

Der Schweizer Franken ist im Urteil der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nicht mehr hoch bewertet. In der Folge bringen die Währungshüter erstmals seit Einführung des Euro-Mindestkurses auch den Verkauf von Devisen ins Spiel.

Seit der letzten Lagebeurteilung der SNB im März habe der Schweizer Franken handelsgewichtet abgewertet, erklärte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag laut Redetext zur geldpolitischen Lagebeurteilung. Als Folge davon sei die heimische Währung heute nicht mehr als «hoch» bewertet anzusehen.

Das aktuelle Umfeld sei aber auch in Bezug auf die Wechselkursentwicklung von grosser Unsicherheit geprägt, betonte Jordan. Sollte sich der Franken übermässig aufwerten, wären die SNB weiterhin bereit, Devisen zu kaufen.

«Würde sich der Franken hingegen abschwächen, würden wir umgekehrt auch Devisenverkäufe erwägen», sagte Jordan. Die SNB sitzt auf einem gewaltigen Berg an Devisenreserven – angehäuft während der Verteidigung des 2015 aufgegebenen Euro-Mindestkurses und danach zur Schwächung des Franken.

Ende 2021 türmten sich bei der SNB Fremdwährungsreserven von 944 Milliarden Franken. Damit übertrafen die Devisenreserven die Höhe des Bruttoinlandproduktes um rund 30 Prozent. Die Schweiz ist damit unter den Industrieländern klar an der Spitze.

Wie ist der heutige Schritt einzuordnen?

Ökonomen hatten überwiegend mit einem ersten Zinsschritt erst im September gerechnet, und zwar, nachdem die EZB ihre Zinsen im Juli erhöht. Nun prescht die Schweizer Notenbank vor. Angesichts der Unsicherheiten des Ukraine-Kriegs mit einem möglichen Energieembargo, was die in der Eurozone eine Rezession auslösen könnte, droht der geldpolitische Handlungsspielraum eingeschränkt zu werden, warnten die UBS-Ökonomen in einer Studie.

«In einer solchen Situation erscheint es für die SNB sinnvoll, der EZB mit Zinserhöhungen zu folgen, anstatt ihrvorauszugehen. Das gilt insbesondere in einem Umfeld, in dem die Inflation in der Schweiz zwar über dem Zielband liegt, aber nicht so stark angestiegen ist, dass sie die SNB zu einer unmittelbaren Reaktion zwingt», hiess es in der Studie weiter.

Die UBS hatte daher mit einem Zinsschritt von 0,5 Prozent im September gerechnet. Doch die Experten schlossen auch nicht aus, dass die SNB bereits im Juni zuschlägt. «Erhöht die SNB die Zinsen bereits im Juni, gehen wir im September von einem Zinsschritt von 0,25 Prozent aus», so die UBS.

Thomas Stücki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank, hatte gegenüber der «Finanz und Wirtschaft» die Idee einer ersten Zinserhöhung um 0,5 Punkte klar verworfen: «Für eine so starke Notbremsung gibt es keinen Grund, weder inflationstechnisch noch währungsbedingt.»

Viele der Einschätzungen im Vorfeld sind nun überholt. Die SNB kam offenbar zu anderen Schlüssen.

Vorreiter US-Notenbank

Am Vorabend hatte die US-Notenbank Fed zum dritten Mal seit Beginn der Coronavirus-Pandemie den Leitzins erhöht. Durch die Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte liegt er nun bei einer Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum will erst im Juli ihre Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte anheben. Diese wäre dann die erste Erhöhung seit über einem Jahrzehnt.

* mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA

Holger Alich ist stellvertretender Leiter des Wirtschaftsressorts. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Banken und die Pharma-Branche. Davor arbeitete der Volkswirt als Korrespondent aus Paris und Zürich für das deutsche Handelsblatt. Das journalistische Handwerk hat er an der Kölner Journalistenschule gelernt.

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@Holger_Alich

Matthias Chapman ist seit 2000 bei der Redaktion Tamedia und zuvor beim «Tages-Anzeiger» tätig. Zuerst als Newsredaktor, dann als Reporter beim Newsnetz. Dort leitete er auch das Ressort Wirtschaft. Seit 2013 ist Matthias Chapman Tagesleiter. Zusätzlich leitet er die Teams News und Sitemanagement.

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@matthiaschapman
Publiziert heute um 09:35 Uhr

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