Sancta-Skandaloper über Nonnen löst Übelkeit im Publikum aus ...
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Trotz einer Altersfreigabe ab 18 Jahren und fettgedruckten Warnhinweisen hinterlässt eine aktuelle freizügige und blutige Opernperformance in Stuttgart ihre Spuren bei zarter besaiteten Besucherinnen und Besuchern. Religiöse Werte werden im Stück verhöhnt.
Wolfgang Holz
Es mutet schon fast wie ein Katastrophenszenario an. Rund um die ersten beiden Vorstellungen von Florentina Holzingers «Sancta» in der Stuttgarter Staatsoper musste sich der Besucherservice jüngst um insgesamt 18 Menschen kümmern, die zum Teil über Übelkeit klagten.
Darüber informierte der Sprecher der Staatsoper, Sebastian Ebling – wie die «Stuttgarter Zeitung» jüngst schreibt. In drei Fällen habe ein Arzt dazu geholt werden müssen. Trotz dieser Vorkommnisse sollen die weiteren Vorstellungen wie geplant über die Bühne gehen.
Nackte Nonnen auf Rollschuhen in der Halfpipe
Es ist tatsächlich eine etwas andere Vorstellung, die in der Stuttgarter Staatsoper aktuell gezeigt wird. In «Sancta» von Florentina Holzinger gibt es viel nackte Haut, Blut, Darstellungen von sexuellen Handlungen und sexueller Gewalt. Auch wird eine Verwundung auf der Bühne gezeigt.
© Nicole Marianna Wytyczak
Nackte Nonnen in der Halfpipe
Konkret rasen nackte Nonnen auf Rollschuhen durch eine Skateboard-Halfpipe. Zwei ihrer Performerinnen haben auf einem neon-beleuchteten Kreuz Sex. Eine lässt sich gar ein Stück Fleisch aus dem Leib schneiden – in Nahaufnahme, um es dann auf den Grill zu legen und schliesslich zur Verköstigung freizugeben.
Sixtinische Kapelle als Kletterwand
Die Choreografin selbst wird zum Klöppel einer Glocke. Nicht zuletzt gestaltet sie die Sixtinische Kapelle neu zur Kletterwand um, an der nackte Darstellerinnen wie Spinnen hoch kraxeln. Gott mutiert zum Roboter.
© Nicole Marianna Wytyczak
Nonnen und die verbotene Liebe in der Skandal-Oper "Sancta"
Unterdrückte Lust, bestrafte Sexualität von Nonnen, lesbische Liebe: Diesem Sujet widmet sich die Oper «Sancta» von Florentina Holzinger. Uraufgeführt in Schwerin, vor einiger Zeit in Wien und nun in Stuttgart zu sehen, entwirft die österreichische Performance-Künstlerin ein Hardcore-Drama um weibliche Identität und Körper in religiösen Systemen und Riten. Kein Wunder, dass diese Show einige katholische Gemüter erregte. Denn es werden auch christliche Werte verhöhnt.
© Apollonia Bitzan
Performance-Choreografin Florentina Holzinger
Geht auf Hindemith-Oper zurück
Die Oper «Sancta» von Florentina Holzinger ist wahrlich nichts für sanfte Gemüter. Ausgehend von der 1922 uraufgeführten, einaktigen Oper «Sancta Susanna» des deutschen Komponisten Paul Hindemith entwickelt sie gemeinsam mit einem Ensemble von Opernsängerinnen, Sexarbeiterinnen und Body-Modification-Artists ein drastisches Drama um die lange unterdrückte und letztlich hart bestrafte sexuelle Lust einer Nonne: Eine musikalische und performative Reflexion über Körper und Sexualität, die sich gemeinsam mit dem Publikum am Ende zu einer heiligen Messe – einer Art feministischem Spektakel – stilisiert.
«Respektlose Persiflage»
Wobei die gefeierte österreichische Choreografin der radikalen Rollenumkehr huldigt «und es in ihrer Inszenierung der katholischen Kirche in Sachen 2000 Jahre Lustfeindlichkeit und Frauenunterdrückung heimzahlt», wie es der «Der Standard» sieht.
© Raphael Rauch
Erzbischof Franz Lackner (Salzburg) und Bischof Felix Gmür (Basel) in Prag.
Holzingers «Sancta»-Aufführung erregte schon im Rahmen der Wiener Festwochen Vertreter der katholischen Kirche: Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner und der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler bezeichneten die Produktion als «respektlose Persiflage».
Gewiss sei die Freiheit der Kunst als «wichtige Errungenschaft der Demokratie zu respektieren und zu verteidigen», sagte der Salzburger Erzbischof gegenüber «Kathpress». Eine solche Freiheit habe jedoch wie jede andere Freiheit auch Grenzen, wo sie «die religiösen Gefühle und Überzeugungen von Gläubigen empfindlich verletzt».
«Auftrumpfende Einfallslosigkeit»
Das sei bei «Sancta» der Fall, wo Lackner einen «äusserst bedauerlichen Mangel an Respekt» ortet. Dies sei umso schmerzlicher, so Lackner, «weil Kunst und Religion heute mehr denn je gefordert sind, im Kampf gegen Achtlosigkeit, Gier und Unrecht, als Gefährtinnen Seite an Seite für ein Leben in Menschenwürde zu kämpfen». Der bekannte Wiener Theologe Jan-Heiner Tück warf dem Stück dagegen eine «auftrumpfende Einfallslosigkeit» vor.
Jan-Heiner Tück
Katholisch aufgewachsen
Die katholisch aufgewachsene Florentina Holzinger ist bekannt für spektakuläre Performance-Inszenierungen. Ihr Stück «Ophelia’s Got Talent» (»Ophelia hat Talent») thematisierte Casting-Shows auf eine feministische Weise. Die 38-Jährige studierte Choreografie an der School for New Dance Development (SNDO) an der Amsterdamer Kunsthochschule (AHK).
Ihre Diplom-Soloarbeit «Silk» (»Seide») wurde beim Festival «ImPulsTanz» 2012 mit dem Prix Jardin d’Europe ausgezeichnet. Ihr 2015 uraufgeführtes zweites Solowerk «Recovery» (»Erholung») ist eine experimentelle Betrachtung eines traumatischen Bühnenunfalls, den sie selbst erlitten hatte. 2020 präsentierte sie an den Münchner Kammerspielen erstmals das Werk «Étude for an Emergency», eine musikalische Komposition für zehn Körper und ein Auto.
© Katholisches Medienzentrum, 10.10.2024
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