Trotz sinkender Teilnehmerzahl: Traditionelles Nattheimer ...

Wiedersehen mit einem alten Bekannten, wenn auch unter neuem Namen: Erstmals seit 2019 findet dieses Jahr in Nattheim am Pfingstmontag wieder das traditionelle Kinderfest statt – nun wieder unter dem Titel, den es bereits in seiner Anfangszeit vor gut 150 Jahren getragen hatte: Kinder- und Friedensfest. Hinter dieser vermeintlich nebensächlichen Namensänderung stecken tiefgreifende Veränderungen, die das Kinderfest über die Jahre erlebt hat – und ebenso viele emotionale Diskussionen.

2020 und 2021 fiel das Kinderfest aufgrund der Pandemie aus. Auch vergangenes Jahr waren die Inzidenzzahlen im Frühjahr noch so hoch, dass sich die Organisatoren des Kinderfests entschieden, den traditionellen Termin am Pfingstmontag abzusagen. Stattdessen fand das Kinderfest unter dem Titel Schulfest parallel zum Breamahock Anfang Juli statt. Corona war jedoch nicht der einzige Grund für diesen neuen Termin.

Seit Jahren nimmt die Zahl der Kinder, die am Nattheimer Kinderfest teilnehmen, ab. Das liegt laut Gemeinderatsmitglied Tobias Weber unter anderem daran, dass viele Familien mit ihren Kindern vermehrt in den Pfingstferien verreisen; zudem sind seit dem Wegfall der Hauptschule im Jahr 2014 in Nattheim schlichtweg weniger Kinder vor Ort als zuvor. Die Frage, die seit langem im Raum steht: Ist es überhaupt noch ein Kinderfest, wenn kaum noch Kinder mitmachen?

Ja, findet Tobias Weber. „Auch wenn es schwieriger wird, nehmen meinem Gefühl nach jedes Jahr doch mehr als 50 Prozent der Kinder an der Veranstaltung teil.“ Diesen Traditionstermin wolle man halten – entgegen der Vorstellung der Gemeindeverwaltung. Die hatte Anfang des Jahres dafür plädiert, zwei Feste zu veranstalten: Das offizielle Kinderfest an einem Samstag vor den Sommerferien auf dem Areal der Wiesbühlschule sowie ein Fest am Pfingstmontag für die Gesamtbevölkerung. Der Gemeinderat lehnte diesen Vorschlag ab und brachte ein anderes Konzept auf den Weg.

Wiesbühlschule Nattheim: nur zum Teil beim Kinderfest dabei

Demnach bleibt das Kinderfest mit dem Pfingstmontagstermin verbunden – allerdings ist es für Schulklassen nicht mehr verpflichtend, daran teilzunehmen. Die Schule hatte signalisiert, dass um Pfingsten nach wie vor nur wenige Lehrkräfte vor Ort sein werden und eine Teilnahme am Festzug nicht möglich sei.

„Vor etwa einem Jahr haben wir an der Schule eine große Umfrage abgehalten“, berichtet Klaus-Ulrich Spittler, Schulleiter der Wiesbühlschule. Diese habe ergeben, dass für das Pfingstmontags-Kinderfest nur eine geringe Beteiligung der Kinder, Eltern und Lehrkräfte zu erwarten sei. Das Ergebnis hat wohl durchaus zu Bauchschmerzen innerhalb der Schule geführt – beziehungsweise zu „langen Diskussionen“, wie Spittler erzählt.

Wunsch von Bürgermeister Norbert Bereska: zwei kombinierte Kinderfeste

Folglich hatte sich die Schule entschlossen, ein eigenes, internes Schulfest unabhängig vom Kinderfest zu veranstalten. Dieses fand Mitte Mai statt – und hatte im Vorfeld in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats für das ein oder andere Stirnrunzeln gesorgt. Laut Bürgermeister Norbert Bereska war ursprünglich geplant gewesen, jenes Schulfest als eine Art Kombination aus Schul- und Kinderfest zu veranstalten, und zwar kurz vor Beginn der Sommerferien und für die Öffentlichkeit.

Wie Klaus-Ulrich Spittler bestätigt, habe es „Erwartungen“ dieser Art von außen gegeben. Ein öffentliches Schulfest zu veranstalten sei jedoch ausdrücklich nur eine Option gewesen. „Das hätte letztlich unseren Rahmen gesprengt“, so der Schulleiter. Bei einer schulinternen Abstimmung entschloss sich die Wiesbühlschule letztlich für ein eigenes Fest – von der Schule, für die Schule. „Das hatte den Vorteil, dass die Eltern auch präsent sein konnten“, sagt Spittler.

Organisatoren des Kinderfests wollen Tradition wahren

Wie sehen nun also die Pläne für das offizielle Kinderfest aus? Die traditionelle Veranstaltung wird dieses Jahr erstmals im Ochsengarten der Privatbrauerei Schlumberger stattfinden. Grund dafür ist unter anderem eine marode Wasserleitung beim Festplatz Schmaleich. Dazu kommt, dass die Planung der Veranstaltung dieses Jahr erst vergleichsweise kurzfristig zustande gekommen ist – den Festplatz vorzubereiten braucht Zeit und kostet Geld. „Im Ochsengarten haben wir den Vorteil, dass die Infrastruktur hier bereits steht“, erklärt Ulrike Schlumberger von der Privatbrauerei.

Unabhängig vom Ort wollen Schlumberger und Tobias Weber versuchen, den Traditionstermin wieder aufzubauen. „Der Pfingstmontag ist bei vielen Nattheimern einfach als Termin im Kopf verankert“, findet Weber. Aber eben nicht bei allen: Gerade Bürgerinnen und Bürger, die während der Pandemie in die Härtsfeldgemeinde gezogen sind, seien sich der Tradition nicht so bewusst. Nach ein paar Jahren wolle man Zwischenbilanz ziehen. Nicht-Teilnehmern nehmen die Organisatoren im Übrigen nichts übel: „Wir wollen die Leute, die nicht kommen wollen oder können, nicht an den Pranger stellen. Ja, das Kinderfest ist kleiner geworden, aber wir wollen uns über die freuen, die da sind“, sagt Tobias Weber.