„Kosten explodiert“: ORF-Chef Weißmann erklärt Fußball-EM bei ...
Der ORF zeigt 20 der 51 EM-Spiele. Die Kosten der Übertragung solcher Sportereignisse hätten ORF-Generaldirektor Weißmann zufolge derartige Ausmaße erreicht, dass es sich kein Medienunternehmen mehr leisten kann, alle Großereignisse zu übertragen. In Deutschland ist das Achtelfinale Österreich - Türkei überhaupt nur gegen Entgelt zu sehen.
Der ÖFB begeistert derzeit bei der Europameisterschaft in Deutschland und vor den Bildschirmen. ServusTV kommt als Rechtehalter in Österreich dadurch in den Genuss von Traumquoten. Den ORF erreicht derweil immer wieder die Frage, warum das öffentlich-rechtliche Medienhaus die Österreich-Spiele nicht zeigt. „Denn so wie es in Österreich acht Millionen Teamchefs und -chefinnen gibt, so gibt es mindestens ebenso viele Fernsehdirektorinnen und -direktoren“, schreibt ORF-Generaldirektor Roland Weißmann augenzwinkernd in einem Gastkommentar im „Standard“.
Als Antwort liefert er, dass sich die Welt der Sportrechte im Wandel befinde. „Die Kosten sind explodiert und haben derartige Ausmaße erreicht, dass es sich kein Medienunternehmen mehr leisten kann, alle Großereignisse zu übertragen“, so Weißmann. In den vergangenen zehn Jahren hätten sich die Preise mehr als verdoppelt. Sportlizenzen würden im Rahmen von Bieterverfahren – ähnlich einer Versteigerung – erworben, wodurch wesentlich höhere Lizenzpreise erzielt würden.
ORF „zur Sparsamkeit verpflichtet“
„Als öffentlich-rechtlicher Sender ist der ORF zur Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit verpflichtet, auch das ORF-Gesetz bindet uns, speziell im Bereich des Erwerbs von Sportrechten daran, um die Entwicklung des dualen Rundfunksystems in Österreich zu befördern. Und dazu gehört auch, dass kommerzielle Medienunternehmen ebenso Sportgroßereignisse übertragen können“, schreibt der ORF-Chef. Der ORF habe ein Angebot für die EM 2024 abgegeben – nur ServusTV erhielt mit einem „offenbar deutlich höheren Angebot“ den Zuschlag. Im Anschluss einigten sich die beiden Medienhäuser darauf, dass der ORF eine Sublizenz erhält und 20 der 51 Spiele zeigt. Ähnliches ist für die WM 2026 zu erwarten, für die der ORF die Rechte besitzt. Man werde Gespräche über Kooperation mit anderen österreichischen TV-Sendern führen, kündigte Weißmann an.
Prinzipiell sei es dem ORF ein Anliegen, Österreichs Sportwelt in ihrer gesamten Breite abzubilden. Insgesamt zeige man mehr als 70 Sportarten, so der ORF-Chef. „Andererseits ist es dem ORF ein großes Anliegen, allen Österreicherinnen und Österreichern den Free-TV-Zugang zu Großveranstaltungen zu sichern. Dafür wählen wir den Weg der Kooperation“, schrieb Weißmann und gratulierte ServusTV zur „gelungenen Performance“.
In Deutschland kann man die Achtelfinalpartie Österreich gegen die Türkei überhaupt nur sehen, wenn man Kunde von Magenta TV ist - oder man mithilfe eines sogenannten VPN (virtuelles privates Netzwerk) so tut, als wäre man etwa in Österreich. Was bei vielen Konsumenten - vor allem viele mit türkischen Wurzeln - ebenfalls für Unverständnis sorgt. Servus TV darf die Spiele nur in Österreich zeigen bzw. streamen. (APA/Red.)