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ESC 2024: Nemo bringt die Schweiz in den Final

ESC 2024 Nemo bringt die Schweiz in den Final
Die Schweiz kann aufatmen: Nemo hat sich für den Final des Eurovision Song Contest qualifiziert. Einen starken Eindruck hinterlassen hat ein Land, das die Buchmacher bisher kaum ganz vorne sahen.

Die Schweiz kann aufatmen: Nemo hat sich für den Final des Eurovision Song Contest qualifiziert. Einen starken Eindruck hinterlassen hat ein Land, das die Buchmacher bisher kaum ganz vorne sahen.

Nemo, 24-jähriger Musiker aus Biel, wird im Halbfinal des ESC 2024 seiner Favoritenrolle gerecht.

Nemo, 24-jähriger Musiker aus Biel, wird im Halbfinal des ESC 2024 seiner Favoritenrolle gerecht.

Jessica Gow / Imago

Nemo, Nemo, Nemo – auf allen Kanälen. Nemo hat unleugbar enormes Starpotenzial. Die Romanfigur von Jules Verne aus dessen Werk «20 000 Meilen unter dem Meer» und der Pixar-Animationsfilm «Finding Nemo» machten den Namen weltberühmt. Nun ist es an «Nemo from Switzerland», den Kapitän und den Clownfisch vergessen zu machen mit einer Leistung, die Nemo selber und die Schweiz mit Stolz erfüllt.

Gemäss den Wettbüros ist der Kroate Baby Lasagna Nemos schärfster Rivale. Er hat die Qualifikationshürde bereits im ersten Halbfinal vom Dienstag genommen. Am Donnerstagabend kämpften sechszehn weitere Länder um einen der restlichen zehn Finalplätze.

Baby Lasagna oder Nemo?

Malta, das noch nie gewonnen hat, bestreitet im zweiten Halbfinal den Auftakt. Vier Tänzer mit Atlaskörpern wirbeln die Sängerin, nachdem sie eine Augenbinde umschlungen bekommen hat, in zirzensischer Perfektion durch die Luft, passend zum Songtitel «Loop». Ein Quartett umtanzt auch die Griechin, bevor es mit der Startnummer vier für die Schweiz ernst gilt.

«The Code», ein ebenso zündender wie neuartiger Mix aus Drum’n’Bass, Rap und Oper, handelt von Nemos Selbstfindung als sogenannte nonbinäre Person. Nach dem Outing hat sich Nemo innert Rekordzeit den Ruf einer Queerness-Leitfigur erworben, ähnlich wie dies vor zehn Jahren, ebenfalls am ESC, Tom Neuwirth alias Conchita Wurst gelang – dank entwaffnender Freundlichkeit, Offenheit und Zugewandtheit. Nemos Solo-Performance wird nicht umtanzt, dafür laut umjubelt.

Ballade contra Rave

Es folgt eine Liebesballade von Slimane aus Frankreich, einem der gesetzten fünf Länder (zu den sogenannten Big Five gehören Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Grossbritannien), die 2024 zum ersten Mal ihren Beitrag bereits im Rahmen der Halbfinals in ganzer Länge vortragen dürfen. Sein «Mon Amour» ist beinahe alte Schule und gefällt mit einer langen A-cappella-Passage.

Ein Stroboskop-Gewitter entlädt sich zu «We Will Rave» von Kaleen aus Österreich: «We ram-di-dam-dam-dam // We will rave». Raves feiern auf Tiktok bei einer Generation, deren Eltern schon Raverinnen und Raver waren, ein Comeback.

«Hollow» von Dons für Lettland vertraut auf die kraftvolle Stimme des Sängers. Aus Spanien kommt das gesetzte Elektro-Pop-Duo Nebulossa. Die beiden bärtigen Tänzer im SM-Look tragen hochhackige Lackstiefel und ein Lackmieder. «Zorra» heisst ihr verrucht verpackter Titel. Bei Georgiens Nutsa Buzaladze lodert es im Hintergrund zu «Firefighter», Support erhält sie von wie vielen Tänzern? Richtig, vier. Ein Tanzquartett ist anscheinend das Must-have der XXL-Showbühne der Malmö-Arena, welche 9000 Fans Platz bietet.

Aufgepasst auf: Estland und die Niederlande

Direkt ins Ohr geht Estlands Beitrag, ein fast unaussprechlicher Titel einer schwierig auszusprechenden Kollaboration: 5Miinust x Puuluup. Sie beteuern, jeglichem Drogenkonsum abhold zu sein. Die Befürchtungen, dass sich bei Israels «Hurricane», gesungen von der 20-jährigen Eden Golan, Stimmen des Protests erheben würden, waren gross, doch man hörte sie nicht heraus.

Der letzte Teilnehmer ist einer der Mitfavoriten, Joost Klein mit «Europapa». Eine Art Pierre Kartner alias Vader Abraham («Das Lied der Schlümpfe») der Tiktok-Generation. Gewandet in einen royalblauen Anzug mit Schlaghosen und gigantischen Schulterpolstern, bespasste er eine Spassgesellschaft, die in erster Linie unterhalten werden will.

Israel feiert: Eden Golan schafft mit ihrem Song «Hurricane» den Finaleinzug.

Jessica Gow / EPA

Nach einem ersten Schnelldurchgang wird das Televoting eröffnet, dazwischen halten die Moderatorinnen Petra Mede und Malin Akerman den Karaoke-Willigen im Publikum die Mikrofone vor zu vormaligen ESC-Hits. Es folgt ein Showprogramm, in dem sich Schweden und der Contest selber auf den Arm nehmen. Als der letztjährige ESC-Zweite, der Finne Käärijä, im giftgrünen Top sein «Cha Cha Cha» wiederaufführt, erreicht die Stimmung ihren vorläufigen Höhepunkt.

Bis zur Bekanntgabe derjenigen, die sich für den Final vom Samstag, dem 11. Mai, qualifiziert haben. Es sind allein die Publikumsstimmen, die den Ausschlag geben, im Halbfinal hat keine Jury ein Sagen.

Im Final stehen: Lettland, Österreich, die Niederlande, Norwegen, Israel, Griechenland, Estland, die Schweiz, Georgien und – eine schöne Überraschung – Armenien, das mit einer traditionellen Folklore-Vorführung überzeugt. Es muss nicht alles hip sein.

Noch einmal «Diggi-loo, Diggi-ley»

Der zweite Halbfinal klingt aus mit drei mittlerweile älteren Bekannten, den Gebrüdern Herrey’s, die sich gut gehalten haben und deren «Diggi-loo, Diggi-ley» Schweden 1984 den Sieg einbrachte. Dass sie es noch immer draufhaben, zeigt nebst dem Gesang die originelle Choreografie. Bei älteren Semestern wecken sie nostalgische Gefühle, die Jüngeren schauen vermutlich eher auf zu «Europapa» Joost Klein.

Fazit des zweiten Halbfinals: Der Abend brachte keine grossen Überraschungen, die Favoriten sind nicht gestrauchelt. Einen starken Eindruck hinterlassen hat ein Land, das die Buchmacher bisher kaum ganz vorne sahen: Estland. Nemo hat geliefert und Freude bereitet. Für einen Sieg am Samstag braucht Nemo nebst vielen Publikumsstimmen auch ein wenig Glück.

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