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Neuer SNB-Präsident. Martin Schlegel löst Thomas Jordan an der ...

Neuer SNBPräsident Martin Schlegel löst Thomas Jordan an der
Die wichtigste Personalie für die Schweizer Wirtschaft ist geklärt: SNB-Vizepräsident Martin Schlegel wird oberster Geldpolitiker. Die Bankführung ist zudem nicht länger eine reine Männerbastion.

Die wichtigste Personalie für die Schweizer Wirtschaft ist geklärt: SNB-Vizepräsident Martin Schlegel wird oberster Geldpolitiker. Die Bankführung ist zudem nicht länger eine reine Männerbastion.

Martin Schlegel tritt aus dem Schatten von Thomas Jordan und wird Nationalbankchef.

Martin Schlegel tritt aus dem Schatten von Thomas Jordan und wird Nationalbankchef.

Marcel Bieri / Keystone

Bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) kommt es zu einem Führungs- und Generationenwechsel. Der Ende September abtretende Nationalbankchef Thomas Jordan wird abgelöst durch Martin Schlegel. Der designierte SNB-Präsident ist derzeit Vizepräsident im dreiköpfigen Direktorium der Bank. Als formelle Nummer zwei galt er als Favorit beim Rennen um die Nachfolge von Jordan.

Der Stellvertreter übernimmt das Ruder

Die Wahl des 1976 geborenen Zürchers erfolgte durch den Bundesrat. De facto dürfte auch der SNB-Bankrat, quasi der Verwaltungsrat der als Aktiengesellschaft organisierten Nationalbank, mitgeredet haben. Schlegels Vorgänger, der 1963 geborene und seit 27 Jahren bei der SNB tätige Jordan, stand seit 2012 an der Spitze der SNB. Er hatte im März, für die meisten Beobachter überraschend, seinen Rücktritt bekanntgegeben.

Mit Schlegel tritt nun sein langjähriger Stellvertreter die Nachfolge an. Wie Jordan hat auch Schlegel sein gesamtes Berufsleben in der SNB verbracht. Der promovierte Ökonom stiess 2003 direkt nach dem Volkswirtschaftsstudium an der Universität Zürich zur Bank. Er lernte dort sämtliche drei Departemente kennen und leitete zeitweise auch die SNB-Niederlassung in Singapur.

Damit verfügt Schlegel über vertiefte und langjährige Kenntnisse der Geldpolitik und Nationalbank. Was er aber – ebenso wie sein Vorgänger Jordan – nicht mit ins Amt bringt, ist der Blick von aussen. So war im Vorfeld der Wahl bisweilen darüber spekuliert worden, ob das Präsidium wieder einmal mit einer Person von ausserhalb der SNB besetzt würde, etwa einem Vertreter aus der privaten Bankenwelt.

In der 112 Jahre alten Geschichte der SNB sind solche Quereinstiege ins Präsidium aber selten. Letztmals schaffte es 1966 der damalige Handelsdiplomat Edwin Stopper als Externer direkt auf den SNB-Chefposten. Die ungeschriebene Regel lautet, dass sich ein Kandidat – eine Chefin gab es bisher noch nie – zuerst einige Jahre im Direktorium bewähren muss, ehe er zum Präsidenten gekürt wird.

Petra Tschudin neu im Direktorium

Bundesrätin Karin Keller-Sutter sagte bei der Bekanntgabe der Wahl, Schlegel sei «der richtige Kandidat, um an der Spitze der Nationalbank für die notwendige Stabilität und die Kontinuität zu sorgen.» In der Tat ist unter Schlegel kein Kurswechsel zu erwarten. Auf die Frage, was er anders machen werde als Jordan, betonte Schlegel denn auch, was gleich bleiben werde, nämlich der Fokus auf das Mandat und die Preisstabilität.

Während Schlegel gesetzt schien, war die Neubesetzung der Vakanz im Direktorium offener. Die Spekulationen kreisten um zwei Fragen: Würde nach Antoine Martin, der Anfang Jahr als Externer von der US-Notenbank Fed zur SNB gestossen war, ein SNB-Eigengewächs den Vorrang erhalten? Und würde nach Martins Vorgängerin Andréa Maechler wieder eine Frau im Führungsorgan vertreten sein?

Mit Petra Tschudin hat sich nun eine erfahrene Insiderin durchgesetzt. Wie schon Schlegel startete die 1975 geborene Ökonomin ihre SNB-Karriere in der Forschungsabteilung, und zwar im Jahr 2004. Zwischen 2009 und 2014 sammelte sie auch Erfahrungen ausserhalb der SNB, zum einen bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, zum andern als Forscherin und Dozentin am Trinity College in Dublin.

Petra Tschudin.

SNB

Unerwartet kommt ihre Wahl nicht. Als sie 2022 als Co-Stellvertreterin von Jordan ins erweiterte Direktorium der SNB gewählt worden war, konnte man das so interpretieren, dass sie für noch Höheres vorgesehen ist. Als Zuständige für volkswirtschaftliche Analysen sitzt sie bei der SNB an einflussreicher Stelle und verfügt über starken bankinternen Rückhalt. Ihre Ernennung kommt zudem jenen Kritikern entgegen, die der SNB vorwerfen, eine männerdominierte Organisation zu sein.

Die habilitierte Ökonomin übernimmt von Antoine Martin das dritte Departement. Zu dessen Aufgaben gehören unter anderem der Devisenhandel, die Anlagepolitik und das operative Bankgeschäft. Martin wechselt derweil nach nur neun Monaten bereits wieder die Zuständigkeit. Er führt künftig als Vizepräsident das in Bern angesiedelte zweite Departement. Dieses ist vor allem für Fragen der Finanzstabilität, aber auch für die Ausgabe von Banknoten zuständig.

Gefragt ist Standfestigkeit

Die Herausforderungen für die neue Notenbankführung sind gross. Dazu gehört zum einen der geldpolitische Auftrag im engeren Sinn, also die Sicherung der Preisstabilität. Hier ist die SNB gut unterwegs. So liegt die Inflation sei Sommer 2023 wieder im Zielband zwischen null und zwei Prozent. Das veranlasste die SNB im März und Juni dieses Jahres, die Geldpolitik zu lockern und den Leitzins in zwei Schritten zu senken.

Ebenso wichtig ist zum andern die Verteidigung der Unabhängigkeit. Nach jahrelangen Devisenkäufen zur Schwächung des Frankens verfügt die SNB über eine 860 Milliarden Franken schwere Bilanz. Das weckt Begehrlichkeiten in der Politik, erst recht in Zeiten tiefer Löcher im Bundeshaushalt und teurer Zusatzausgaben wie der 13. AHV-Rente. Bei der Abwehr finanzieller Forderungen von links und rechts wird das neue und noch ungefestigte Direktorium viel Standfestigkeit zeigen müssen.

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