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Malaysia Airlines MH370: Grösstes Luftfahrt-Rätsel vor Lösung?

Malaysia Airlines MH370 Grösstes LuftfahrtRätsel vor Lösung
Das Flugzeug verschwand vor zehn Jahren vom Radar, die Maschine wurde nie gefunden. Nun verspricht Malaysia den Angehörigen der 239 Opfer eine neue Suchexpedition.

Wird das grösste Rätsel der Luftfahrt bald gelöst?

Das Flugzeug verschwand vor zehn Jahren vom Radar, die Maschine wurde nie gefunden. Nun verspricht Malaysia den Angehörigen der 239 Opfer eine neue Suchexpedition.

Arne Perras, Florian J. Müller aus Peking

Publiziert: 06.03.2024, 18:10
Sandskulptur des vermissten Malaysia-Airlines-Flugs MH370 im indischen Bundesstaat Odisha.

Sandskulptur des vermissten Malaysia-Airlines-Flugs MH370 im indischen Bundesstaat Odisha.

Foto: AFP

Wenn Menschen plötzlich verschwinden und nicht mehr auftauchen, verwandelt sich das Leben der Hinterbliebenen in eine grosse Qual. Sie ersehnen «Closure», möchten endlich Gewissheit haben. Denn nur dann können sie ihr Leben weiterführen, ohne gefangen zu sein in der ewigen Frage, was wirklich damals geschah. Den Angehörigen der Crew und der Passagiere des Fluges MH370, der vor zehn Jahren vom Radar verschwand, ist diese Erlösung noch immer verwehrt. Kein Expertenteam, keine Suchmannschaft hat das Rätsel um das Flugzeug mit 239 Menschen an Bord aufklären können.

«Jedes Jahr, wenn es auf den 8. März zugeht, ist es dasselbe. Dann gehen bei uns die Emotionen durch die Decke, alles kommt wieder hoch, Flash auf Flash, wir können nichts tun.» Das sagt Jacquita Gonzales, die in Malaysia über Telefon erreichbar ist. Sie ist die Mutter von vier Kindern und die Ehefrau von Patrick Gomes.

Die Boeing 777-200 kam nie in China an

Der war damals als Chefsteward an Bord gegangen, um von Kuala Lumpur nach Peking zu fliegen. Doch die Boeing 777-200 kam nie in China an. Die letzten Worte des Piloten aus dem Cockpit lauteten um 1.19 Uhr Ortszeit: «Good Night Malaysian Three Seven Zero.» Experten ordnen dies als einen normalen Funkspruch ein.

Suche nach dem vermissten Malaysia-Airlines-Flug MH370 im südlichen Indischen Ozean vor Australien.

Suche nach dem vermissten Malaysia-Airlines-Flug MH370 im südlichen Indischen Ozean vor Australien.

Foto: Keystone

Danach Stille. Und zehn Jahre Frustration. Die längste und teuerste Suche, die es in der Geschichte der Luftfahrt jemals gegeben hat, blieb erfolglos, von dem Flugzeug fehlt fast jede Spur. Eine von Australien geführte Mission konzentrierte sich auf ein Seegebiet von 120’000 Quadratkilometern im Indischen Ozean; Auswertungen von Radar und Satellitendaten ergaben einen Korridor, wo die Maschine mutmasslich ins Meer gestürzt sein könnte. Der Einsatz kostete 200 Millionen Dollar – und lief ins Leere. An der Küste im südlichen Afrika wurden lediglich einige Trümmerteile entdeckt, die Experten MH370 zugeordnet haben. Ergebnislos verlief auch eine spätere Suche der US-Firma Ocean Infinity.

Malaysia will nochmals nach MH370 suchen

Gonzales’ Stimme am Telefon klingt matt, hellt sich aber auf, als das Gespräch sich einer Nachricht vom Wochenende zuwendet. Am 3. März wurde bekannt, dass Malaysia es trotz aller Rückschläge noch einmal versuchen will. Transportminister Anthony Loke hat bei einer Gedenkveranstaltung mit Angehörigen der Crew und der Passagiere versprochen, dass «die Suche weitergeht», wie lokale Medien berichteten. Demnach soll das Kabinett die Explorationsfirma Ocean Infinity beauftragen, erneut nach dem Flugzeug zu suchen.

«Was für eine Erleichterung», sagt Gonzales. «Endlich, sie fangen wieder an.» Denn das ist es, worauf so viele Angehörige drängen: «search on» – sucht weiter.

Auch aus China waren Familien nach Malaysia zur Gedenkveranstaltung angereist, die aus praktischen Gründen auf das Wochenende vor dem 10. Jahrestag vorgezogen worden war. Von den 239 Menschen an Bord waren 153 vom chinesischen Festland. Die Angehörigen von 110 chinesischen Insassen haben laut Berichten Vergleiche geschlossen, um Entschädigungen von jeweils etwa 300’000 Euro zu erhalten.

95 selbstverfasste Gedichte

Doch etwa 40 Familien sind in Peking wieder vor Gericht gezogen. Sie haben Malaysia Airlines, den Flugzeugbauer Boeing, den Triebwerkshersteller Rolls-Royce und auch die Versicherung Allianz verklagt. Sie verlangen höhere Entschädigungen, aber auch eine neue Suche – für die es nun immerhin positive Signale aus der malaysischen Regierung gibt. Auf Plattformen wie Weibo berichten Angehörige über Petitionen, mit denen sie Druck auf Behörden in China und Malaysia ausüben wollen.

«Ich bin im Aussenministerium und warte, dass du heimkommst», schrieb kürzlich ein Rentner an seinen verschwundenen Sohn, dazu stellte er ein Bild, das ihn mit anderen wartenden Angehörigen zeigte. Ausserdem postet er regelmässig Videos, auf denen er traurige, selbstverfasste Gedichte vorträgt. 95 Stück sind es inzwischen.

Was die mögliche neue Suche betrifft, so verbreitete der Chef von Ocean Infinity verhaltene Zuversicht. «Wir fühlen uns jetzt in der Position, dass wir die Suche nach MH370 wieder aufnehmen können», erklärte Oliver Plunkett. Sein Unternehmen habe der Regierung von Malaysia einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet.

Welche Prämie das Unternehmen für den Fall verlangt, dass sie fündig wird, ist nicht bekannt. Plunkett sagte, dass sein Team und andere Experten weitere Datenanalysen vorgenommen hätten, in der Hoffnung, «das Suchgebiet weiter einzuschränken». Ohne ins Detail zu gehen, sprach er auch von technischen Fortschritten, die ihre Suchfähigkeiten im Ozean nun verbessern könnten.

Flugdrama um MH370

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