Nordrhein-Westfalen: Klimaaktivist wird Wettkönig und will Lützerath retten
Stand: 20.11.2022 01:30 Uhr
Ein Klimaaktivist, der mit anderen Aktivisten das Braunkohle-Dorf Lützerath besetzt, ist Wettkönig in der ZDF-Show "Wetten, dass..?" geworden. Mit dem Preisgeld will er das Dorf vor den Baggern retten.
Der Klimaaktivist Marten Reiß gewann seine Wette am Abend in der Show mit Thomas Gottschalk, die live aus Friedrichshafen gesendet wurde. Der 41-jährige 3D-Designer erkannte drei Mal unter mehr als 1.000 Fingerabdrücken einen einzigen, der ausgetauscht worden war. Das habe mit seiner 3D-Erfahrung und seinem "Kreuzblick" zu tun, erklärte er dem staunenden Publikum. Moderator Gottschalk nannte die Wette "unglaublich". Dem WDR sagte Reiß nach der Sendung, das Gefühl als Wettkönig sei "ziemlich überwältigend".
Preisgeld soll Klimaaktivisten helfenReiß lebt seit zwei Jahren in dem vom Abriss bedrohten Ort Lützerath. Als Wettkönig will er sein Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro an Initiativen zur Rettung von Lützerath spenden, wie er im Vorfeld und noch einmal in der Sendung versprach.
Demonstranten im vom Abriss bedohten Lützerath Bild: David Young, WDR/dpa
Der Energiekonzern RWE hatte zuletzt grünes Licht aus der Politik erhalten, um die Braunkohleförderung vorantzutreiben und den Tagebau Garzweiler II zu erweitern. Die Klimaaktivisten der Initiative hatten bei der Demo vergangene Woche angekündigt, dagegen ankämpfen zu wollen. Die Pressesprecherin der Initiative "Lützerath lebt", Milena Steinegger, sagte dem WDR, der Abriss sei noch nicht zu 100 Prozent beschlossen: "Mit dem Geld wollen wir weiter Widerstand gegen den Abriss leisten und unsere Aktivisten hier unterstützen."
Klimaaktivisten fieberten vor dem FernseherMarten Reiß bekam als Wettkandidat Unterstützung aus der gesamten Klimaszene. Der Ort Lützerath spielt eine symbolische Rolle für Klimaaktivisten über die Grenzen von NRW hinaus. Auch die knapp 100 Menschen, die den Ort Lützerath besetzten, schauten am Abend im "Hof Paula", einer Art umgebauten Scheune, bei Temperaturen von um die zwei Grad Celsius gemeinsam "Wetten, dass..?".
Gebannt verfolgten die Aktivisten die Sendung im "Hof Paula" Bild: WDR / Julia Küppers
Mitten in der Wette fiel plötzlich der Beamer aus. Dann lief er wieder und es gab großes Aufatmen in der warm angezogenen Menge. Im ZDF-Publikum riefen Klimaaktivisten aus Lützerath "Lützi bleibt" und die Aktivisten vor der Leinwand applaudierten und taten es ihnen gleich. Kurz nach der Telefonabstimmung unter den Zuschauern, bei der Reiß mit 52 Prozent klar gewann, gab es kein Halten mehr. Die Menge rastete aus vor Freude.
"Wetten, dass Lützi bleibt?"In einer Mitteilung der Initiative vom Donnerstag hatte es geheißen: "Wir wetten nicht nur, dass Marten seine Wette gewinnt, sondern auch, dass Lützi bleibt!" Tausende Menschen hätten angekündigt, das Dorf bei einem Räumungsversuch zu verteidigen. Würde die Braunkohle abgebaggert, könne Deutschland die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5 Grad-Grenze nicht einhalten.
Quelle: wdr.de