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Chronik zur Fußball-WM 1974: Die Gegensätze der Torhüter Maier ...

Chronik zur FußballWM 1974 Die Gegensätze der Torhüter Maier
Der Deutsche Maier und der Holländer Jongbloed sind die spielerisch wohl gegensätzlichsten Torhüter, die man sich in einem WM-Endspiel vorstellen kann. Und das nicht nur wegen der Handschuhe.

Den letzten Torwart mit blanken Fäusten bei einem großen Fußballturnier hat man bei der EM 2004 gesehen. Da warf der Portugiese Ricardo mitten im Elfmeterschießen gegen England entnervt die Handschuhe weg – und hielt den entscheidenden Ball.

Bei einer WM muss man weiter zurückgehen, bis 1974. Die letzte, bei der es noch Torhüter ohne Handschuhe gab. Genauer gesagt zwei: den des schlechtesten Teams, 14 Gegentore in drei Spielen, Mwamba Kazadi aus Zaire; und den des besten, ein Gegentor in sechs: Jan Jongbloed aus den Niederlanden. Er steht im Oranje-Tor, weil Johan Cruyff einen spielenden Torwart will.

Richtiges Gespür

Jongbloed mag keine Handschuhe, „weil du damit den Ball nicht spürst“. Der Kollege, der ihm im Finale gegenüberstehen wird, sieht das anders. Sepp Maier hat jahrelang aus diversen Materialien Handschuhe gebastelt. Nicht immer hielt das. Im Europapokal flog ihm 1973 der aufgeklebte Schaumstoff unter dem Dauerbeschuss von Ajax Amsterdam nur so von den Händen.

Bayern verlor 0:4, und Maier warf die Handschuhe „aus dem Hotelfenster im siebten Stock in die Gracht“. Ein Jahr später, im WM-Finale, werden seine Handschuhe gegen Cruyff & Co. jedoch halten, in beiderlei Wortsinn.

Treue gegemüger kleinen Klubs

Maier und Jongbloed sind die spielerisch wohl gegensätzlichsten Typen, die man sich in einem Endspiel vorstellen kann, nicht nur wegen der Handschuhe. Während Maier nur für die großen Bayern spielte, blieb Jongbloed kleinen Klubs treu. Ein Angebot von Ajax schlug er aus, weil es ihn den einen freien Wochentag gekostet hätte, den er zum Angeln brauchte.

Doch in ihrer Beharrlichkeit ähneln sie sich. Beide werden am Ende ihrer Karrieren unschlagbare Rekorde aufgestellt haben: Maier mit 442 Bundesligaspielen in Folge, Jong­bloed mit 717 Ligapartien in 27 Jahren als Profi. Beide hätten wohl noch viel länger gespielt, hätte nicht das Schicksal eine Mahnung zugestellt. Maier überlebte mit 35 Jahren einen schweren Autounfall, Jongbloed mit 44 einen Herzinfarkt, im Tor bei einem Ligaspiel.

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Es ist nicht das Schlimmste, was Jongbloed in einem Fußballtor erleben wird bis zu seinem Tod 2023. Auch nicht die zwei Niederlagen in WM-Finals, 1974 gegen Deutschland, 1978 (nun mit Handschuhen) gegen Argentinien.

1984 bestreitet er im Tor der Go Ahead Eagles ein Erstligaspiel in Rotterdam, als ihn dort eine furchtbare Nachricht erreicht. Sein 21-jähriger Sohn Eric, ebenfalls Torwart, ist bei einem Amateurspiel in Amsterdam vom Blitz getroffen und getötet worden. Der Münzwurf, den Erics Team vor Anpfiff verloren hatte, entschied nicht nur über die Seitenwahl. Auch über Leben und Tod.

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