Dänemark Schweiz: Die Noten für Sommer, Xhaka, Shaqiri & Co
– Der beste Schweizer hätte doch gar nicht spielen sollen
Beim 0:0 in Kopenhagen zeichnet sich einer aus, dem vom Nationaltrainer ein Dasein auf der Bank vorausgesagt worden ist. Und im Angriff punktet einer, der in Dänemark gar nicht dabei ist.
Yann Sommer – Note 4
Das ist ungewöhnlich: Als das Spiel im Kopenhagener Stadion Parken zu Ende geht, ist Yann Sommer bereits im Hotel. Es ist nach einer halben Saison bei den Bayern und acht Monaten bei Inter Mailand kein persönlicher Protest gegen den Gehalt dieser Partie. Ein verletzter Knöchel hat ihn gestoppt.
Der Goalie knickt in der 24. Minute um, in der 37. Minute muss er sich auswechseln lassen, ohne in seinem 88. Länderspiel etwas besonders gut oder schlecht gemacht zu haben. 2022 ist er nach einer Knöchelverletzung erst im letzten Moment für die WM fit geworden. Ob es dieses Mal wieder so eng wird für die EM im Sommer? Hoffentlich nicht.
Sommer verlässt am Sonntag das Nationalteam und lässt sich bei seinem Club in Mailand untersuchen.
Fabian Schär – Note 5
Verwaltungsrat beim FC Wil ist Fabian Schär bereits. Was er jetzt vielleicht noch braucht, ist ein Studium in Kommunikationswissenschaften. Nationaltrainer Murat Yakin will in den vergangenen Wochen nach England geflogen sein und da Schär erklärt haben, dass er höchstens Ersatz-Innvenverteidiger sein kann in diesem Team.
Dass Yakin A sagt und B meint, ist schon des Öfteren vorgekommen. Und so ist es nur konsequent, dass Schär gegen die Dänen von Beginn an spielt. Er glänzt in der ersten Halbzeit mit 57 Ballkontakten (niemand hat mehr) und Diagonalpässen (keiner in diesem Team schlägt sie besser), er verhindert hinten und ermöglicht vorne Chancen. Der beste Schweizer auf dem Platz.
Manuel Akanji – Note 4
Manuel Akanji kann bei Manchester City spielen, kann Champions- und Premier-League-Sieger werden, aber er kann keine Diagonalbälle spielen wie Schär. Dafür beherrscht er den klugen Flachpass durch die Mitte. Und er streut zwischendurch den risikobehafteten Flachpass ein, der direkt beim Gegner landet – wie in der Startphase gegen Dänemark gleich dreimal.
Weil er nach dem unruhigen Beginn in der Defensive bald so solid verteidigt wie alle anderen Schweizer, ist sein Auftritt an diesem sehr, sehr, sehr durchschnittlichen Schweizer Abend trotzdem fast überdurchschnittlich gut.
Ricardo Rodriguez – Note 3,5
Ricardo Rodriguez ist der Mann ohne Konkurrenz auf der linken Seite, seit nun 114 Länderspielen. Er hat in dieser Saison für Torino schon als Innenverteidiger gespielt, als Linksverteidiger und im Mittelfeld. Im jetzt aktuellen 3-5-2 der Schweizer deckt er neben Schär und Akanji die linke Seite der Innenverteidigung ab.
Was gibt es sonst noch zu sagen? Nicht viel. Defensiv ordentlich. Und offensiv mit so vielen erinnerungswürdigen Szenen wie Stürmer Okafor: 0.
Silvan Widmer – Note 3,5
Mit Silvan Widmer gehts der Schweiz fast immer gut. Er spielt an der WM 2022 in Katar gegen Kamerun (1:0), Brasilien (0:1) und Serbien (3:2), bis er im Achtelfinal gegen Portugal (1:6) krank fehlt. Er spielt in der EM-Qualifikation gegen Weissrussland (5:0) und Israel (3:0), bis er verletzungsbedingt ausfällt und die Schweiz in acht Spielen nur noch gegen Andorra gewinnt. Das immerhin zweimal.
Gegen die Dänen ist Widmer zurück auf der rechten Seite. Und auch wenn er keinen tiefer bleibenden Eindruck hinterlässt und vor allem gegen vorne wenig bewirken kann, ist das gut so.
Remo Freuler – Note 3,5
Bei Remo Freuler weiss man nie, ob er schon da ist oder erst noch kommt. In der 34. Minute fällt er mit dem ersten Schweizer Torschuss auf. Danach taucht der Mittelfeldspieler wieder ab. Und erinnert so an die Bahnhöfe von Mani Matter, bei denen der Zug gerade abgefahren oder noch nicht gekommen ist.
Granit Xhaka – Note 3,5
Granit Xhaka hat sich auf dieses Spiel gefreut: Endlich wieder einmal ein Gegner, der mitspielen will, hat er sich gedacht. Nicht wie zuletzt in der EM-Qualifikation gegen Weissrussland, Israel, Kosovo und Rumänien. Wobei: Hat in diesen vier Partien nicht in erster Linie die Schweiz nicht richtig mitgemacht und keinen Match gewonnen?
Wie auch immer. Xhaka ist gegen Dänemark immer mittendrin, aber doch nicht richtig dabei. Will das Spiel prägen, will den Ball haben und kann doch nicht dafür sorgen, dass die Schweiz wieder einmal ein Spiel gewinnt, weil auch er spielerisch kaum einen Akzent setzt. So ist sein bleibendster Moment, als er Gegenspieler Hjulmand nach einer Unsportlichkeit an die Gurgel will.
Denis Zakaria – Note 3,5
Denis Zakaria ist der einzige zentrale Mittelfeldspieler in diesem Team, der das Spiel mit dem Ball am Fuss beschleunigen kann. Er hat auch eine physische Wucht, die den anderen auf seiner Position abgeht. Bloss zeigt er all das so selten im Schweizer Nationalteam.
Gegen Dänemark hat er einmal vor der Pause eine explosive Szene. Und als er nach dem Seitenwechsel seinen zweiten guten Moment hat, zwickt es ihn im Rücken. Er muss sich unter Schmerzen auswechseln lassen.
Ruben Vargas – Note 2,5
Mit sechs Ballkontakten im gegnerischen Strafraum ist Ruben Vargas in dieser Disziplin sechsmal besser als Sturmkollege Okafor. Doch im Abschluss ist er ungefähr auf Augsburger Niveau: In der Bundesliga sind dem 25-Jährigen in dieser Saison erst zwei Treffer in 24 Einsätzen gelungen. Gegen die Dänen bleibt er in seinem 41. Länderspiel ungefährlich, obwohl auch er von Schär einmal hervorragend lanciert wird.
Noah Okafor – Note 2
Vielleicht sucht Noah Okafor im Kopenhagener Parken nach der Kapellbrücke, die er zuletzt in einem Instagram-Werbespot irgendwo in Genf verloren hat. Vielleicht ist er aber auch schlicht nicht der Mittelstürmer, den es in einem Spiel gegen einen solchen Gegner bräuchte.
Nach 30 Minuten kommt er auf drei Ballkontakte, bis zur Pause sind es fünf. Danach wird es auch nicht entscheidend besser. Sein Irrlauf durch den Parken ist nach 65 Minuten zu Ende.
Dan Ndoye – Note 4,5
In der Serie A hat Dan Ndoye für Bologna in 24 Partien bislang so häufig getroffen wie für die Schweiz: nie. Dabei macht er in seinem achten Länderspiel vieles richtig. Ist bereit für Schärs Diagonalpässe und unterscheidet sich damit schon einmal grundsätzlich von den Kollegen Okafor und Vargas eine Reihe weiter vorn.
Er steht offensiv am Ursprung von zwei Chancen, sorgt aber auch in Nähe des eigenen Strafraums für Gefahr. Zweimal lässt er sich von Gegenspieler Maehle gnadenlos einfach ausspielen, einmal hebt er das Offside auf, in dem sich sonst Hojberg befunden hätte.
Yvon Mvogo – Note 5
Es gibt Leute, die würden Gregor Kobel ins Tor des Nationalteams stellen. Nationaltrainer Murat Yakin und sein Goalietrainer Patrick Foletti gehören nicht dazu. Ist Yann Sommer fit, ist er die Nummer 1. Und Kobel ist scheinbar immer dann verletzt, wenn er eine Chance hätte, sich zu zeigen. Beim aktuellen Zusammenzug reiste er wegen muskulärer Probleme wieder ab.
So ersetzt Yvon Mvogo kurz vor der Pause den verletzten Sommer. Der Goalie, der in Frankreich mit Lorient gegen den Abstieg hechtet und so viele Gegentore kassiert wie sonst niemand in der Liga, spielt einwandfrei – wobei er nur einmal richtig getestet wird. Eriksen nutzt seine Technik, um seinen Freistoss auf perfekte Torhüterhöhe zu treten. Mvogo nimmt die Chance wahr, seine Flugfähigkeit unter Beweis zu stellen.
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