Die Postauto-Linie 331 ist die gefährlichste Strecke der Schweiz

Publiziert18. September 2024, 18:34

Die Postauto-Linie 331 im Kanton Wallis fährt von Sitten hinauf nach Derborence. Die Fahrt ist nichts für schwache Nerven.

Es sind Bilder, die man sonst eher aus fernen Ländern kennt – doch auch in der Schweiz gibt es eine Busstrecke, die nichts für schwache Nerven ist. Die Postauto-Linie 331 im Kanton Wallis führt von Sitten über Conthey hinauf nach Derborence. Steinschläge und extreme Wetterbedingungen machen die Route unberechenbar. Wer sich dennoch auf diese Postautofahrt wagt, erlebt ein Abenteuer mitten in atemberaubender Natur.

Die spektakuläre Strecke, die seit 1951 vom Postauto befahren wird, entstand durch die harte Arbeit der einheimischen Bevölkerung, die sie eigenhändig unter lebensgefährlichen Bedingungen in den Fels grub. In den Tunnels wurden eigens Öffnungen geschaffen, um den Kühen auf ihrem Weg zur Alp im Frühling ausreichend Tageslicht zu spenden. Heute teilen sich nicht nur das Vieh, sondern auch Autos und Busse diese enge, herausfordernde Passage, die besonders im Sommer von vielen Wanderern genutzt wird.

Nur neun Fahrer trauen sich zu, die anspruchsvolle Route zu meistern, wie dieNZZ berichtet. Auch das ZDF in Deutschland widmet der gefährlichen Strecke einen Beitrag.

Die Fahrt führt von Sitten durch enge Serpentinen, vorbei an steilen Felswänden und schwindelerregenden Abgründen. Einer dieser mutigen Chauffeure ist Josy Germanier, der mit höchster Konzentration und Präzision jede Kurve nimmt. Besonders tückisch ist der Abschnitt nach Aven, wo die schmale Strasse den Fahrern Millimeterarbeit abverlangt – mit dem Fahrer zu sprechen, ist auf dieser Strecke streng verboten.

«Die grösste Herausforderung für mich ist es, die Menschen sicher ans Ziel zu bringen», erzählt Germanier in der ZDF-Sendung «Heute». Die Route werde immer gefährlicher, sagt er, und führt dies auf den Klimawandel zurück, der vermehrt Steinschläge auslöse.

Für die Passagiere ist die Fahrt ein Mix aus Nervenkitzel und Staunen. Eine Frau beschreibt, wie sie ein «leichtes Kribbeln» verspürt, sobald das Postauto einen der engen Tunnel passiert. «Aber die Strecke ist trotzdem wunderschön», fügt sie lächelnd hinzu. Ein anderer Passagier lobt den Fahrer: «Er ist ein Perfektionist. Das muss man wahrscheinlich erst lernen.»

Germanier selbst hat Nerven wie Drahtseile, wie eines seiner Erlebnisse zeigt: «Ich war einmal mit 36 englischen Krankenschwestern unterwegs, als kurz vor uns riesige Steinbrocken auf die Strasse stürzten. Zum Glück konnte ich gerade noch anhalten und ein Drama abwenden. In dem Moment hatte ich keine Angst, aber etwa eine Woche später kam das Ganze plötzlich hoch – bis heute verfolgt mich diese Erinnerung.»