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Nasa: Raumsonde „Dart“ rammt Asteroiden - „Wir sind nicht länger machtlos“

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Erstellt: 27.09.2022, 12:12 Uhr

Von: Tanja Banner

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Asteroiden können für die Erde gefährlich sein. Die US-Raumfahrtorganisation testet mit der Sonde „Dart“ erstmals die Abwehr eines Asteroiden.

Laurel – Meist ist ein sogenannter „Loss of Signal“, der Verlust eines Signals, in der Raumfahrt kein gutes Zeichen oder zumindest – falls die Situation erwartet wurde – ein Grund, um kurz die Luft anzuhalten. Doch bei der Nasa-Mission „Dart“ ist alles etwas anders: Der Signalverlust um 1.14 Uhr (MESZ) war für die Beteiligten im Missions-Kontrollzentrum in Laurel im US-Bundesstaat Maryland ein Grund zum Jubeln. Schließlich konnte er nur eines bedeuten: Die Nasa-Raumsonde „Dart“ hatte ihr Ziel erreicht und war auf den Asteroiden „Dimorphos“ geprallt.

Die letzten Minuten der Raumsonde waren spektakulär, wie Aufnahmen der auf „Dart“ installierten Kamera beinahe in Echtzeit zeigten: War 45 Minuten vor der Kollision das Asteroidensystem bestehend aus „Didymos“ und „Dimorphos“ nur etwa ein Pixel groß, wurde es plötzlich schnell größer; bald konnte man erkennen, dass es sich eigentlich um zwei Asteroiden handelt. Der kleinere der beiden, „Dimorphos“, umkreist den größeren Asteroiden und galt als das Ziel von „Dart“. Die Raumsonde sollte ihn autonom anvisieren und auf ihm einschlagen.

Nasa-Mission „Dart“ rammt Asteroiden – Planetare Verteidigung auf dem Prüfstand

In den letzten Minuten vor dem Einschlag blieb auch den Beteiligten im Kontrollzentrum der Mission nichts anderes übrig, als der Mission ihren Lauf zu lassen – ein Eingreifen war nicht mehr möglich, aber auch nicht mehr nötig. Die Bilder, die „Dart“ zur Erde funkte, zeigten es: Zielstrebig steuerte die Sonde den kleineren Asteroiden „Dimorphos“ an, immer deutlicher war dessen Oberfläche zu erkennen – zuletzt einzelne Steine. Plötzlich brach der Kontakt ab – was im Kontrollzentrum der Mission begeistert zur Kenntnis genommen wurde. Die Sonde hatte den Asteroiden ganz offensichtlich getroffen.

Die „Dart“-Mission habe Geschichte geschrieben, erklärte Nasa-Managerin Lori Glaze in einem Livestream. „Wir brechen jetzt in eine neue Ära der Menschheit auf, in der wir die Möglichkeit haben könnten, uns gegen den Einschlag eines Asteroiden zu schützen.“ Doch die wissenschaftliche Arbeit beginnt erst: Nun müssen Forschende untersuchen, inwieweit der Aufprall die Umlaufbahn des Asteroiden „Dimorphos“ verändert hat.

Die Nasa-Raumsonde „Dart“ erblickt den Asteroiden „Dimorphos“. Nur Minuten später kollidiert sie mit ihm – ein geplantes Manöver, um künftig möglicherweise nötige Verteidigungsmanöver zu testen. © NASA/Johns Hopkins APL
Asteroid „Dimorphos“ wird von Nasa-Mission aus der Umlaufbahn „geschubst“

Daten dafür sollen zahlreiche Teleskope in aller Welt liefern, die das Asteroiden-Paar beobachten – unter anderem sind auch die zwei Weltraumteleskope „Hubble“ und „James Webb“ beteiligt. Die beste Sicht auf das Ereignis, das etwa 11 Millionen Kilometer von der Erde entfernt stattfand, hatte jedoch ein kleiner italienischer Satellit: „LICIASat“ sollte die Aufprall-Stelle etwa drei Minuten nach der Kollision überfliegen und in den nächsten Tagen Daten zur Erde schicken.

In den kommenden Wochen und Monaten werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten der Mission auswerten – unter anderem soll das Material, das bei dem Aufprall aufgewirbelt wurde, analysiert und die Veränderung der Umlaufbahn von „Dimorphos“ vermessen werden. Die wichtigste Frage, die die Forschenden umtreibt: Wie effektiv war der Aufprall der kleinen Raumsonde auf dem Asteroiden? Ist es gelungen, den kleineren Asteroiden aus seiner Umlaufbahn zu „schubsen“?

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Hat die Nasa-Sonde die Umlaufbahn des Asteroiden verkürzt?

Eine Verkürzung der Umlaufbahn um mindestens 73 Sekunden gilt als Erfolg für die Mission, manche Forschende gehen jedoch davon aus, dass „Dart“ den Orbit des Asteroiden sogar um 10 Minuten verkürzen kann. Um die neue Umlaufzeit zu ermitteln, beobachten Teleskope von der Erde aus, wie „Dimorphos“ vor „Didymos“ vorbeizieht. Fachleute erwarten, innerhalb einiger Tage oder Wochen eine Veränderung zu bemerken. „Es ist wie bei einer beschädigten Armbanduhr, die etwas zu schnell geht“, erklärte Nasa-Programmwissenschaftler Tom Statler bei einer Pressekonferenz: „In den ersten ein oder zwei Tagen bemerkt man es nicht, aber nach ein paar Wochen stellt man fest, dass sie nicht mehr die richtige Zeit anzeigt.“

Die gesammelten Daten sollen wissenschaftliche Computermodelle verbessern, mit deren Hilfe künftig vorhergesagt werden soll, wie effektiv die Technologie in einer künftigen Bedrohungssituation ist.

Name: Double Asteroid Redirection Test (DART)
Start: 24. November 2021 mit einer Falcon 9-Rakete von SpaceX
Aufprall: 27. September 2022, 1.14 Uhr (MESZ)
Gewicht beim Aufprall: 550 kg
Größe: 1,0 Meter x 1,3 Meter x 1,3 Meter
Asteroiden-Gefahr für die Erde: „Wir sind nicht länger machtlos“

„Die Mission zeigt, dass wir nicht länger machtlos sind, diese Art von Naturkatastrophe zu verhindern“, betont Lindley Johnson, der bei der Nasa für das Thema planetare Verteidigung zuständig ist. „Die Verteidigung des Planeten ist eine globale Aufgabe, die alle auf der Erde lebenden Menschen betrifft“, erklärt der Nasa-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen. „Wir wissen jetzt, dass wir ein Raumfahrzeug mit der nötigen Präzision ausrichten können, um selbst einen kleinen Körper im Weltraum zu treffen. Schon eine kleine Änderung seiner Geschwindigkeit reicht aus, um die Flugbahn eines Asteroiden entscheidend zu verändern.“

Die Nasa-Mission „DART“ hat das Asteroiden-System „Didymos“ im Visier. Die Raumsonde soll den kleineren Asteroiden „Dimorphos“ rammen und dessen Umlaufbahn verändern.
Die Nasa-Mission „DART“ hat das Asteroiden-System „Didymos“ im Visier. Die Raumsonde soll den kleineren Asteroiden „Dimorphos“ rammen und dessen Umlaufbahn verändern. © NASA/Johns Hopkins APL/Imago

In etwa vier Jahren soll die Raumsonde „Hera“ der europäischen Raumfahrtorganisation Esa ebenfalls das Asteroidensystem bestehend aus „Dimorphos“ und „Didymos“ besuchen und das tun, wozu „Dart“ keine Zeit blieb: Die Sonde soll unter anderem „Dimorphos“ genau vermessen und auch den Krater, den der Aufprall hinterlassen hat, untersuchen.

Doch bevor der Asteroid „Dimorphos“ erneut Besuch von der Erde bekommt, heißt es bei der Nasa bereits „Mission erfolgreich“. „Soweit wir sagen können, war unser erster Test einer planetaren Verteidigung ein Erfolg“, betonte „Dart“-Teammitglied Elena Adams auf einer Pressekonferenz nach der Kollision. „Ich denke, die Erdlinge sollten jetzt besser schlafen. Ich werde das auf jeden Fall tun.“ (tab)

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