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Tag der Arbeit - Warum ist der 1. Mai ein Feiertag?

Tag der Arbeit  Warum ist der 1 Mai ein Feiertag
Ob Maifest oder politische Proteste: Die Geschichte des 1. Mai ist vielfältig. Doch warum feiert man den 1. Mai überhaupt? Die Geschichte des Tags der Arbeit.

Von Katrin Klingschat  30. April 2020 - 12:04 Uhr

Ob Maifest oder politische Proteste: Die Geschichte des 1. Mai ist vielfältig. Doch warum feiert man den 1. Mai überhaupt? Alles zur Geschichte des Tags der Arbeit hier im Artikel.

Warum ist der 1.Mai ein Feiertag? Foto: Stephanie Pilick/dpa
Warum ist der 1.Mai ein Feiertag? Foto: Stephanie Pilick/dpa

Familienwanderung mit Bollerwagen, das Aufstellen eines Maibaums oder politische Demonstrationen durch die Stadt: Heutzutage sind die Traditionen und Bräuche zum 1. Mai vielfältig und grundverschieden. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass aus dem 1. Mai ein arbeitsfreier Feiertag wurde?

Die Bedeutung des 1. Mai

Seinen Ursprung hat der Feiertag am 1. Mai im Jahr 1886 in den USA. Dort begannen am 1. Mai mehrtätige, von den Gewerkschaften organisierte Streiks. Das Ziel der Forderungen waren bessere Arbeitsbedingungen und der Acht-Stunden-Tag. Rund 400.000 Arbeiter beteiligten sich an dem Streik, in dessen Zuge es auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam.

Chicago war eines der Zentren des Streiks, rund 90.000 Menschen setzten sich hier für die besseren Arbeitsbedingungen ein. Am 3. Mai erschoss die Polizei sechs streikende Arbeiter in der Nähe einer Fabrik, am nächsten Tag eskalierte die Situation auf dem Chicagoer Haymarket bei einer Kundgebung. Jemand warf eine Bombe in die Menge, wodurch zwölf Menschen starben.

Bis heute ist unklar, wer für das Attentat verantwortlich war, dennoch wurden acht Männer, die den Streik mitorganisiert hatten, angeklagt und für schuldig befunden. Ohne Beweise wurden die Männer zu langen Haftstrafen oder sogar zum Tode verurteilt. Diese Verurteilungen führten zu Protesten und Solidaritätsbekundungen in internationalen Arbeiterkreisen.

So wurde der Tag der Arbeit zum Feiertag: Die Geschichte

Im Juli 1889 trafen sich rund 400 Delegierte sozialistischer Parteien und Gewerkschaften in Paris zu einem internationalen Kongress. Anlass war der 100. Jahrestag des Sturms auf die Bastille, aber auch die „Haymarket Riots“ waren ein Thema. Am 20. Juli 1889 wurde deswegen der Weltfeiertag der Arbeit beschlossen und auf den 1. Mai gelegt.

Seit 1890 finden in vielen Ländern regelmäßig Demonstrationen statt, am Anfang vor allem, um den Acht-Stunden-Tag durchzusetzen. Die SPD erklärte den Tag zum Tag der Arbeiterbewegung, an dem sich Streiks und Proteste etablierten. Arbeitgeber reagierten allerdings mit Entlassungen und anderen Sanktionen. Dadurch entwickelte sich der 1. Mai zum Symbol für den Klassenkampf.

Bereits 1919 gab es in der Weimarer Republik Bestrebungen, den 1. Mai zum Feiertag zu machen. Das Vorhaben scheiterte jedoch an politischen Differenzen zwischen den Parteien.

Zu einem bezahlten und arbeitsfreien Feiertag wurde der 1. Mai erstmals 1933 unter den Nationalsozialisten. Diese machten den Tag zum „Tag der nationalen Arbeit“, zerschlugen die Gewerkschaften und nutzten den Tag für ihre Propaganda.

Im darauffolgenden Jahr wurde der 1. Mai zum „Nationalen Feiertag des deutschen Volkes“ erklärt. Mit der neuen Bezeichnung wurde die Verknüpfung zur Arbeiterbewegung aufgelöst. Stattdessen sollte an angeblich germanische Brauchtümer erinnert und der 1. Mai als Frühlingsfest begangen werden. Dadurch verschmolz der Feiertag mit Traditionen, die in einigen Regionen bereits lange üblich waren, zum Beispiel dem Stellen eines Maibaums. Gleichzeitig blieb der Tag aber auch ein Symbol für den Widerstand gegen das Nazi-Regime.

Nach dem 2. Weltkrieg bestätigten die Alliierten als Kontrollrat den 1. Mai als Feiertag. Fortan war er wieder der „Tag der Arbeit“. Vor allem in der DDR hatte der Tag eine besondere Bedeutung mit Kundgebungen und Massendemonstrationen. In dieser Zeit entwickelte sich auch die rote Mai-Nelke als Symbol für den sozialistischen 1. Mai.

Bräuche und Traditionen am 1. Mai

Wegen der Vermischung von Klassenkampf, sozialistischer Bewegung und Frühlingsfest gibt es heutzutage verschiedene Aktionen rund um den 1. Mai, die sich zum Teil auch regional unterscheiden, zum Beispiel:

  • Maibaumstellen auf einem zentralen Platz als Frühlingsfest
  • Maibaumstellen als Liebesbeweis vor der Tür der Liebsten
  • Maistreiche, regional auch als „Hexennacht“ bekannt, in der Kinder und Jugendliche Streiche spielen
  • Tanz in den Mai, abgleitet von der Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai
1. Mai 2020: Tag der Arbeit während Corona

Wegen den aktuellen Beschränkungen aufgrund der Corona-Krise wird es am 1. Mai 2020 keine Demonstrationen oder Kundgebungen auf öffentlichen Plätzen geben. Stattdessen wollen die Gewerkschaften im Internet über Aktionen informieren und Menschen zum Mitmachen mobilisieren. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat den Tag der Arbeit in diesem Jahr unter das Motto „Solidarisch ist man nicht alleine“ gestellt. Reden, Diskussionsrunden und Konzerte sollen live gestreamt werden. Laut Bundeszentrale für politische Bildung liegt dabei der Fokus auf den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, aber auch auf Arbeitsbedingungen in sogenannten systemrelevanten Berufen.

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