Hier wird am 1. Mai in Berlin demonstriert, gefeiert und abgesperrt
Fr 29.04.22 | 20:42 Uhr
Es wird voll werden auf den Straßen in Berlin: Zehntausende Menschen erwartet die Polizei auf Demos und Straßenfesten rund um den 1. Mai. Für Autofahrer ist ein Durchkommen kaum mehr möglich. Selbst der Stadtring wird teilweise gesperrt.
Demos, Straßenfeste und Krawalle - an keinem Tag im Jahr treffen in Berlin derart viele Stimmungslagen aufeinander wie rund um den 1. Mai. Auch in diesem Jahr werden wieder zehntausende Menschen auf den Straßen erwartet, um zu feiern und zu demonstrieren. Die Polizei befürchtet Krawalle. Autofahrende müssen sich in jedem Fall auf Einschränkungen einstellen. Rund um die Demonstrationen kommt es bereits ab Samstag zu umfangreichen Sperrungen.
Ab Samstagmittag (ca. 12:00 Uhr) wird die Straße des 17. Juni zwischen Yitzhak-Rabin-Straße und Brandenburger Tor gesperrt. Auch die Ebertstraße zwischen Behrenstraße und Scheidemannstraße wird ab diesem Zeitpunkt bis zum Sonntagabend, ca. 20:00 Uhr voll gesperrt sein.
Am Nachmittag beginnen dann traditionell die ersten Demonstrationen. Ab 15:00 Uhr startet am Leopoldplatz (Wedding) die Demo "Von der Krise zur Enteignung! Die Reichen sollen zahlen!". Wie in den vergangenen Jahren wollen dabeilinke Gruppenüber den Nauener Platz und die Osloer Straße durch den Wedding ziehen. Angemeldet sind 2.000 Teilnehmer. Bei dieser Demonstration war es in den vergangenen Jahren weitgehend friedlich geblieben.
Parallel dazu startet am Samstag um 16:00 Uhr eine Demonstration gegen die Polizeiwache am Kottbusser Tor. Vor dem von Linksautonomen teilbesetzten Haus in der Rigaer Straße in Friedrichshain ist zudem ein Straßenfest angekündigt. Hier könnte die Stimmung am späteren Abend aggressiver werden.
Üblicherweise finden in verschiedenen Parks wie dem Mauerpark in Prenzlauer Berg, der Hasenheide in Neukölln und dem Viktoriapark in Kreuzberg Feiern zur Walpurgisnacht statt. Dabei sind in den vergangenen Jahren immer wieder Flaschen auf Polizisten geflogen.
In diesem Jahr beginnt die größte angemeldete Demonstration um 20:00 Uhr im Mauerpark. Unter dem Titel "Take Back the night", haben sich die Veranstalterinnen die Rückeroberung der Nacht für "Frauen, Lesben, Inter- und Transsexuelle" zum Ziel gesetzt. Der Demonstrationszug richtet sich insofern auch explizit nicht an Männer und marschiert vom Mauerpark aus über Kastanienallee, Torstraße und Alte Schönhauser Straße zum Haus der Statistik.
Nach zwei Jahren Pause infolge der Corona-Pandemie beginnt der 1. Mai in diesem Jahr wieder mit der traditionellen Demonstration der Gewerkschaften. Ab 9:00 Uhr werden Tausende Teilnehmer erwartet, die mit Motorrädern, auf Fahrrädern, Skates und zu Fuß von der Alexanderstraße aus Richtung Brandenburger Tor zum Platz des 18. März ziehen werden. Dort ist dann um 12:00 Uhr eine große Abschlusskundgebung geplant.
Fast parallel zum Demonstrationszug der Gewerkschaften beginnt um 10:00 Uhr auch aus verschiedenen Richtungen eine Fahrradsternfahrt in Berlin. Mehr als 10.000 Radfahrer werden erwartet. Aus fünf Richtungen (Wedding, Friedrichshain, Neukölln und zwei Gruppen aus Mitte) starten die Teilnehmer in Richtung Grunewald, um dort gegen die aus ihrer Sicht unfaire Verteilung von Kapital zu demonstrieren ("Die Grunewalder:innen abholen. Die Umverteilung auf die Kette kriegen"). Während der Sternfahrt wird es zu umfangreichen Beeinträchtigungen im gesamten Stadtgebiet kommen, unter anderem in Mitte rund um den Rosenthaler- und den Alexanderplatz.
Einschränkungen wird es auch geben in Kreuzberg und Friedrichshain rund um den Kottbusser Damm, den Moritzplatz und die Heinrich-Heine-Straße sowie in Charlottenburg und Tiergarten rund um den Potsdamer Platz, den Wittenbergplatz, den Ku’Damm und Hohenzollerndamm. Die A100, welche die Radfahrer ebenfalls auf dem Weg nach Grunewald befahren wollen, wird zwischen 15 und 19 Uhr für circa zwei Stunden in beiden Richtungen zwischen Hohenzollerndamm und Dreieck Neukölln gesperrt.
In Neukölln finden über den Tag hinweg darüber hinaus mehrere Straßenfeste statt. Im Zentrum steht dabei der Hermannplatz. Ab 13:00 Uhr beginnt dort ein großer Flohmarkt mit Street Food, zwischen 15:00 und 21:00 Uhr findet dort Livemusik mit der Fujiama Nightclub Roadshow statt. Ebenfalls ab 15:00 Uhr ist bis 19:00 Uhr rund um das Rathaus Neukölln ein großes Kinder- und Familienfest geplant. Ab 19:00 Uhr wird zudem im Bereich Sonnenalle/Pannierstraße zum Ende des Ramadan ein gemeinsames Fastenbrechen begangen. Gesperrt werden unter anderem die Karl-Marx-Straße im Bereich Rathaus Neukölln, der Hermannplatz inklusive des Kreuzungsbereiches Urbanstraße/Sonnenallee/Kottbusser Damm sowie die Sonnenallee zwischen Reuterstraße und Pannierstraße.
Die in Neukölln geplanten Feste hatten in dieser Woche dazu geführt, dass die Route der "Revolutionären 1. Mai-Demo" geändert wurde. Die Feste waren vom Bezirk kurzfristig angemeldet worden. Die Polizei hatte die Route der Demo daraufhin verlegt, sodass der Hermannplatz nun nicht mehr zum offiziellen Verlauf gehört.
Beginnen soll die linke und linksextreme Demonstration in diesem Jahr ab etwa 16:00 Uhr auf dem Hertzbergplatz an der Sonnenallee in Neukölln. Ab 18:00 Uhr soll die Demonstration dann über Weichselstraße, Weserstraße, Reuterstraße und Pflügerstraße zum Kottbusser Tor und Oranienplatz ziehen, auf dem dann der Endpunkt geplant ist. Ob die Demonstranten dort ankommen, ist allerdings offen. Der Verfassungsschutz rechnet bei der Demo mit dem Titel: "Revolutionärer Erster Mai: Yallah Klassenkampf - No war but classwar!" mit bis zu 20.000 Teilnehmern.
500 Teilnehmende aus der linksextremen Szene werden erwartet. Vor der Pandemie hatte das üblicherweise in Kreuzberg stattfindende Myfest ein wichtiges deeskalierendes Vehikel zwischen Polizei und Demonstranten geboten. Die Polizei wird mit über 5.000 Kräften im Einsatz sein.
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Bei der Demonstration linker und linksradikaler Gruppen in Berlin-Neukölln kommt es am Abend des 1. Mai 2021 in Berlin zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten.
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Es kommt zu Rangeleien. Beamte werden auf der Sonnenallee mit Flaschen und Steinen beworfen, die Polizei setzt Pfefferspray ein.
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Nach Beendigung der Demonstration stellt die Polizei mehrere Verstöße gegen die Ausgangssperre fest. Auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes wurden die Teilnehmenden aufgefordert nach der Demonstration nach Hause zu fahren.
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Müllcontainer und Paletten werden angezündet. Die Feuerwehr löscht.
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Es gibt Festnahmen.
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Die Polizei isoliert am Rathaus Neukölln einen Block mit schwarz gekleideten Demonstranten. Der Protestzug gerät ins Stocken. Wenig später eskaliert die Lage.
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Die "Demonstration zum revolutionären 1. Mai" startet zunächst friedlich am Hermannplatz - mit Ziel Oranienplatz.
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Am späten Abend spricht die Polizei von rund 8.000 Menschen bei der "Revolutionären 1.-Mai-Demo". Am Versammlungsort Hermannplatz stehen die Menschen dicht an dicht. Die Polizei lässt die Demo starten, damit Corona-Abstände besser eingehalten werden konnten, wie es heißt.
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Viele der Demonstrierenden tragen einen Mund-Nasen-Schutz.
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Linke, aber auch linksradikale, Gruppen haben zu dem Protest aufgerufen. Teilnehmende der Demo halten Transparente in die Höhe: "Women Workers unite" heißt es auf einem Plakat, "Mein Vater hat eure Unis gebaut" auf einem anderen.
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In ganz Berlin sind für den 1. Mai 41 Demonstrationen angemeldet worden. Mehrere Tausend Menschen demonstrieren "für die Wiederbelebung der Kultur- und Clubszene" am ostbahnhof.
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Hier wird getanzt, Jongleure und Einradfahrer zeigen ihre Fähigkeiten.
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Die Potestaktion der antikapitalistischen Initiative MyGruni führt in den Grunewald. Tausende Menschen radeln dafür am Samstag vom Großen Stern in das Villenviertel. "Klilngelling, Hausbesuch beim KAPITAL" steht auf dem Transparent einer Demonstrantin.
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Polizisten stehen am Straßenrand, während die MyGruni-Demo ins Villenviertel Grunewald einradelt, um gegen Mietenpolitik und Eigentumsverhältnisse zu protestieren.
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Die Stadtautobahn ist gesperrt, damit die MyGruni-Demo die A100 passieren kann.
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Wegen des Fahrradkorsos werden gleich mehrere große Verkehrsadern zeitweise gesperrt. Das Ergebnis ein seltener Anblick: kein einziges Auto auf der Berliner Stadtautobahn A100 Höhe Messedamm/ICC.
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Diese Demo startet am Großen Stern in Berlin-Tiergarten, wo Aktivisten mit originellen Protest-Objekten überraschen.
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Tausende Menschen versammeln sich, um Reden zu hören, zu tanzen und von hier aus weiter zu ziehen.
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Das Fahrrad ist für viele Demonstrantinnen und Demonstranten das Mittel der Wahl. Auch wegen Corona haben einige Initiativen, darunter auch der DGB sowie die MyGruni-Initiatoren, zu Fahrraddemos aufgerufen.
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Mehrere hundert Menschen nehmen auch an der klassenkämpferischen Demo "Nicht auf unserem Rücken – Gewerkschaften und Lohnabhängige in die Offensive!" teil. Berlin-Mitte: "Es gibt so viel zu enteignen - fangen wir an" steht auf dem Transparent einer Demonstrantin.
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Treffpunkt der traditionellen DGB-Demo ist der Hackesche Markt in Berlin-Mitte - von dort geht es weiter Richtung Brandenburger Tor. Die Demonstranten fordern auf Transparenten unter anderem höhere Löhne.
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Und in Lichtenberg findet noch eine weitere Demonstration statt: Anhänger der Querdenker-Bewegung mobilisieren einige hundert Menschen, um gegen die "Corona-Diktatur", wie sie ihren Feind nennen, zu protestieren.
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Parallel findet eine Gegendemonstration vor dem Rathaus Lichtenberg statt.
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Der Demonstrationszug des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) beim Zug durch die Berlinner Innenstadt.
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Auf dem Tempelhofer Feld treffen sich DGB und die Bildungsgewerkschaft GEW. Wegen der Corona-Pandemie haben die Gewerkschaften ihre Kundgebung zum Tag der Arbeit in diesem Jahr deutlich kleiner gehalten.
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Die Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) vor dem Brandenburger Tor eröffnet den Demo-Reigen am 1. Mai in Berlin. Vor dem Schriftzug "Solidarität" versammeln sich die Demonstranten ab 10 Uhr.
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Schon am Vortag gibt es Demonstrationen: Am frühen Freitagabend - zur Walpurgisnacht - treffen sich linke und linksradikale Gruppen, um durch Berlin-Wedding zu ziehen. Das Motto der Demonstration vom Leopoldplatz zum S-Bahnhof Gesundbrunnen: "Von der Krise zur Enteignung". Nach Angaben der Berliner Polizei nehmen rund 1.500 Menschen teil.
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An der Demonstration am Vorabend des 1. Mai nehmen laut Schätzungen der Polizei 2.000 Personen teil - weit mehr als die 300 Demonstrierenden, die zunächst erwartet werden.
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Die Teilnehmer tragen Mund-Nasen-Schutz und skandieren etwa "Keine Rendite mit der Miete". Auf Transparenten steht: "Die Reichen sollen zahlen", "Wohnraum, Betriebe und Krankenhäuser in unsere Hände" oder "Obdachlosigkeit beenden".
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Auf der Route der Demonstrationszüge durch den Wedding am Vortag des 1. Mai zünden einige Anwohner Pyrotechnik. Bei den Demonstrationen sind am Freitag bereits hunderte Beamte der Berliner Polizei im Einsatz. Bis zum Abend verlaufen die Proteste friedlich.
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Unter dem Motto "Take back the night - Wir nehmen uns die Nacht zurück" ziehen unter anderem feministische Frauengruppen durch Kreuzberg.
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Bild: rbb24
Trotz eines überwiegend friedlichen Verlaufs löst die Polizei den Demonstrationszug deutlich vor dem geplanten Endplatz auf. Grund sind Stein- und Flaschenwürfe auf Beamte.
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Sendung: rbb 88,8, 29. April 2022, 9:30 Uhr